Helmuth Schönauer lebt in Innsbruck
Im Jahr 1987 kam es zu einer in Österreich einzigartigen Klage. Ein Hauptmann des Bundesheeres fühlte sich durch den Tiroler Schriftsteller Helmuth Schönauer beleidigt. Der hatte in einer Erzählung beschrieben, wie Ameisensoldaten nach der Pfeife eines Ameisenhauptmanns tanzen. Und er hatte diesen Text nach der Tiroler Kaserne Pontlatz genannt. Auf Betreiben des Pontlatzer Hauptmanns wurde Schönauer angeklagt, eine Bundeseinrichtung beleidigt zu haben. Es war dies das einzige Mal, dass jemand aufgrund einer schriftlichen Meinungsäußerung wegen „Amtsehrenbeleidigung”, wie man das Vergehen gegenüber staatlichen Stellen in Österreich nennt, vor Gericht zitiert wurde (und dafür erteilte der zuständige Minister immerhin die Zustimmung). Zurzeit wird in Österreich fast nur mehr „lesergerechte” Literatur hergestellt und veröffentlicht; unbequeme, schwierige Themen bleiben allzu oft ausgespart (allerdings hat Josef Winkler in seiner diesjährigen Klagenfurter-Rede zum Bachmannwettbewerb den Weg zurück zum unbequemen und kritischen Schriftsteller meisterhaft aufgezeigt).
Helmuth Schönauer ist einer, der von Anfang an eine kritische literarische Stimme war; unumstößlich ist die Tatsache seiner scharfsichtigen schriftstellerischen Auseinandersetzung mit Tirol-Unstimmigkeiten. Er greift mit seiner Sprache an. Und wer angreift, wird naturgemäß seinerseits angegriffen. Ich habe Helmuth Schönauer eingeladen, weil ich von seiner Arbeit überzeugt bin und mir wünsche, dass sein Werk endlich vermehrt wahrgenommen wird. (heinz d. heisl)
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2009.