Lydie Salvayre lebt in Paris
„Descartes est un con » – „Descartes ist ein Depp », so der provozierende Titel der hochlobenden Buchbesprechung der französischen Zeitung Libération. Und was Lydie Salvayre in ihrem Buch Milas Methode versucht, ist nicht weniger provokativ: Der Held des Buches ist ein zurückgezogener Philosoph, der die Menschen hasst und der fern eines „normalen » Alltags lebt. Doch eines Tages wird er mitten ins Leben hinein geworfen. Seine alte Mutter wird krank, er nimmt sie bei sich auf und ist nun mit dem konfrontiert, was er am wenigsten mag: Gefühle, Häuslichkeit, Haushalt, Gebrechlichkeit – kurz – Menschlichkeit. In der Form eines raffinierten Streitgesprächs, das der Held mit dem Philosophen René Descartes (1596–1650) führt, ist das Buch aufgebaut. Mit sarkastischer, manchmal ätzender Sprache, in mäandrierenden Schleifen, die in bester österreichischer Tradition eines Thomas Bernhard stehen könnten, erzählt Salvayre die Geschichte eines Mannes, der sich von der allzu rigiden Philosophie einer Vernunft zum Leben hinbewegt. Wie der Name des Buches schon verrät, spielt dabei auch die Liebe in Gestalt von Mila eine Rolle. „Glauben Sie im Ernst, Monsieur Descartes, dass man das Meer in Ketten legen kann? »
In Frankreich gehört Lydie Salvayre zu den ganz großen Namen der jüngeren Literatur, und es ist für mich umso erstaunlicher, dass bisher nur drei ihrer Bücher ins Deutsche übersetzt wurden. Umso besser, dass sie bei Sprachsalz Gelegenheit haben wird, nicht nur mehr als eines ihrer Werke vorzustellen. (magdalena kauz)
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2009.