Swinging Kittens – Frauen im Jazz [2]

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Sendung 20 (Erstausstrahlung: August 2010)

Swinging Kittens – Frauen im Jazz [2]

Die Frauen im Jazz, im Gegensatz zu den “cool cats“ wurden sie als “swinging kittens“ von ihrem Publikum bezeichnet, hatten es schwer sich gegen ihre männlichen Berufskollegen und der Clique der Kritiker durchzusetzen. Diejenigen Mädchen, die sich trotzdem für den Beruf oder für eine Karriere als Jazzmusikerin entschieden haben, zeichneten sich vor allem nicht unbedingt durch ihre Anlage oder Talent allein aus, sondern vielmehr durch ihren eisernen Willen und ihr Stehvermögen. So berichten immer wieder die erfolgreichen Instrumentalisten der Jazzgeschichte in ihren Interviews, wie hart sie einerseits gegen Stereotypen, Vorurteile und einen männlichen Chauvinismus ankämpfen mußten, andererseits wie hart sie um einen Stuhl in den geldbringenden Kapellen berühmter Musiker kämpfen mussten. Man sagt, hinter einem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, aber so mancher Jazzmusikerin stand ein starker Mann zur Seite. Überhaupt sind sogenannte Musikerehen sehr verbreitet in der Jazzgeschichte. Das beste Beispiel ist Marian McPartland, die mit ihrem Mann Jimmy McPartland eine erfolgreiche Truppe leitete. Aber auch Carla Bley gehört zur ersten Liga der Jazzkomponistinnen, die in ihrer ersten Ehe mit dem Pianisten Paul Bley verheiratet war, und in dem aus Wien stammenden Jazztrompeter Michael Mantler ihren zweiten Ehemann gefunden hat, und mittlerweile mit ihrem Partner Steve Swallow zusammenlebt und arbeitet. Die große Alice Coltrane entwickelte in der Ehe mit John Coltrane erst ihre Eigenständigkeit und ihre volle kreative Schöpfungskraft. Ebenso war Toshiko Akiyoshi mit den Musikern Charlie Mariano und Lew Tabackin verheiratet und hatte mit ihrem Ehepartnern sogar Kinder. Auch die amerikanische West-Coast Trompeterin Barbara Donald, die unter dem Einfluss von Miles Davis und Clifford Brown das Trompetenspiel erlernte, fand in ihrem Ehemann, dem Saxofonisten Sonny Simmons ihren kollegialen Partner. Die US-Sängerin Blossom Dearie machte ihre interessantesten Aufnahmen mit ihrem damaligen Ehemann, dem belgischen Saxofonisten und Flötisten Bobby Jaspar. Und die wunderbare Vokalistin Jeanne Lee war bis zu ihrem frühen Tod mit dem Multiinstrumentalisten Gunter Hampel verheiratet, und sie musizierten gemeinsam mit ihren Kindern. Mittlerweile tritt eine frische Musikerinnen-Generation auf den Plan, die mit einem feministischen Selbstbewußtsein dabei ist, alte Klischees und überholte Stereotypen aufzuräumen, aber mehr dazu in einer späteren Sendung. Nun in Fortsetzung meiner vorangegangen Sendung zum Thema Swinging Ladies vom Mai 2009 kommen wieder einige herausragende Instrumentalistinnen des Faches zum Zug, etwa die Klavierdamen Barbara Carroll, Terry Pollard, Toshiko Akiyoshi, Alice Coltrane (geb. McCloud), Blossom Dearie, Carla Bley, Annette Peacock oder die Trompeterin Barbara Donald und die britische Tenoristin Kathy Stobart, die vielleicht am wenigstens bekannte Solistin.

Musikbeispiele:

Barbara Carroll (p): In Some Other World (Barbara Carroll) rec. 1976
Toshiko Akiyoshi (p): Blues For Toshiko (Toshiko Akiyoshi) rec. 1954
Kathy Stobart (ss): My Funny Valentine (Rogers/Hart) rec. 1976
Terry Pollard (p): Blue Room (Rodgers/Hart) rec. 1953
Blossom Dearie (p): Old Devil Moon (Burton/Lane) rec. 1953
Carla Bley (p): Closer (Carla Borg) rec. 1966
Alice Coltrane [geb. McCloud] (p): El Nutto (Terry Gibbs) rec.1963
Barbara Donald (tp): Two Trains (Bert Wilson) rec. 1969
Annette Peacock (voc, syn): I’m The One (Annette Peacock) rec. 1972

Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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