Prekarisierte Selbstkonstruktionen. Konflikte um Identität in der Roma-Gemeinde von La Mina, Barcelona. Mit Michael Archan. Kulturanthropologische Gespräche # 22

Podcast
Das wilde Denken (Pensée Sauvage) – Kulturanthropologische Gespräche
  • michael archan
    60:01
audio
59:58 Min.
Cyber-Spaces. Eine Kulturanalyse digitaler online Räume. Mit Ruth Dorothea Eggel. Kulturanthropologische Gespräche # 46
audio
59:55 Min.
Kulturanalyse des Burnout. Zwischen Leistungsdruck, chronischer Erschöpfung und Neubeginn. Mit Irmgard Macher. Kulturanthropologische Gespräche # 44
audio
59:55 Min.
Figuren von "Leere" im Feld buddhistischer Meditation. Aus-Zeiten, Rückzüge und Neubeginne oder der stille Weg nach innen. Mit Elisa Rieger. Kulturanthropologische Gespräche #43
audio
59:55 Min.
„Engagiert euch, organisiert euch und vernetzt euch...“ - Ein kulturwissenschaftliches Porträt mit und über Dr. Leo Kühberger. Kulturanthropologische Gespräche #45.
audio
1 Std. 00 Sek.
Öffentlicher Raum als Ordnungsvision. Ethnographie eines Flussentwicklungsprojekts in Ahmedabad, Indien. Mit Robin Klengel. Kulturanthropologische Gespräche # 42
audio
1 Std. 10 Sek.
Urbane (Ver-)Ordnungen im Rotlichtviertel mit Jana Pasch. Kulturanthropologische Gespräche # 41
audio
59:56 Min.
Zur afrikanischen Diaspora in der DDR. Mit Sebastian Pampuch. Kulturanthropologische Gespräche # 40
audio
1 Std. 00 Sek.
Berlin Neukölln und das Leben der Rom_nja. Mit Lee Hielscher. Kulturanthropologische Gespräche # 39
audio
59:54 Min.
Zeugung, Schwangerschaft, Geburt: Neue medizinische Technologien und das weibliche Selbstverständnis. Mit Kathrin Jarz. Kulturanthropologische Gespräche # 38
audio
59:53 Min.
Unheimlich Heimisch: Annäherungen an den Trachtensaal im Grazer Volkskundemuseum

Über einen Zeitraum von insgesamt 13 Monaten lebte Michael Archan in „La Mina“, einem von Roma (in Spanien „Gitanos“) dominierten Vorort von Barcelona. Seine forscherische Annäherung führte ihn dabei in verschiedene, in einem latenten Konflikt stehende Lager, die um Einfluss in der Roma Gesellschaft ringen. So arbeitete er etwa in dem auf Bildungsmaßnahmen fokussierten Kulturzentrum des Stadtteils als Englischlehrer und freundete sich mit den Mitgliedern eines sekulär-bürgerlichen Clan an. Später wurde er Mitglied des „Culto“, eine fundamentalistische Gitano-Kirchengemeinde, deren Einfluss auf die Gesellschaft mehr und mehr zunimmt und deren Wirkmächte er analysierte.

In seiner Arbeit „Der gute und der gläubige Gitano. Ethnisch definierte Religion und traditionelle Roma-Kultur im Konflikt“ geht es immer wieder um Fragen der Identität. Die „alte“, mobile Lebensweise der Roma mit ihren speziellen Werten und Hierarchien und ausgelassenen Festen wird für die Einen zu einer Projektionsfläche – fernab von Problemen wie Arbeitslosigkeit und Drogenkonsum. Für die Anderen ist gerade jene auf das Diesseits konzentrierte, hedonistische Ausrichtung ein Ausdruck des Teufels. Archan sprach mit den Ältesten, den „ancios“, deren Autorität immer weniger zu zählen scheint, mit einem sekulären Wirt, der die „traditionelle Roma-Kultur“ durch den „Culto“ zerstört sieht, mit Pristeranwärtern, Vertretern von NGOs, Kirchengegnern und vielen mehr. Am Ende zeichnet er ein Bild einer prekären, erodierten Gesellschaftsstruktur, in der Konflikte und ideologische Spaltungen unter der Oberfläche zwar existieren, man in der alltäglichen Lebenspraxis und der Verstricktheit der familiären und nachbarschaftlichen Strukturen aber immer wieder zusammenfinden muss.

Prekarisierte Selbstkonstruktionen. Konflikte um Identität in der Roma-Gemeinde von La Mina, Barcelona. Mit Michael Archan. Kulturanthropologische Gespräche # 22

0 Kommentare

  1. Sehr interessanter Beitrag von Michael Archan. Kaum zu glauben, dass die Kirche heute noch bestehende Kulturen zerstören will. In dem sie die Autorität der Familienoberhäupter untergräbt und an sich reißt.

    LG

    Gottfried und Manuela Archan
    Papa und Mama von Michael

    Antworten

Schreibe einen Kommentar