„Seit Regierungen und Medien in Europa die Bankenkrise in einem beträchtlichen Teil der öffentlichen Meinung erfolgreich zu einer Staatsschuldenkrise umdeklariert haben, gilt die Devise: gegen die Krise muss gespart werden. Vor allem mit dem Fiskalpakt werden den verschuldeten „Problemstaaten“ an der südlichen Peripherie, aber auch allen anderen EU-Ländern Sparprogramme und sogenannte Strukturanpassungen verordnet. Entlassungen, Einschnitte in Löhne und Pensionen sowie weiterer Sozialabbau sollen das Heilmittel gegen die Krise sein.
Die „Verstaatlichung“ privater Schulden und die Abwälzung der Krise auf einkommensabhängige Bevölkerungsschichten sind aber nichts Neues. Während Lateinamerika heute die Region ist, die nicht im Zentrum der Krise zu stehen scheint, war sie in der internationalen Verschuldungskrise der 1980er Jahre am härtesten betroffen. Die von den internationalen Finanzinstitutionen IWF und Weltbank auferlegte Strukturanpassung und die dadurch zwangsläufige „Zerstörung des Sozialen“ hatten zur Folge, dass die 1980er Jahre in Lateinamerika als „das verlorene Jahrzehnt“ gelten.“
So weit der einleitende Text der Weiterbildungs-Veranstaltung: „Vom Süden lernen? Gesellschaften im und gegen den Sparzwang“, zu der das soziologische Institut der Johannes-Kepler-Universität Linz Ende November (19./20./25. Nov. und 1. Dez. 2014) geladen hatte. Dabei wurden verschiedene ökonomische Krisen, Bewältigungs-Strategien sowie die jeweiligen sozialen Auswirkungen diskutiert, um nicht zuletzt – im Sinne des Titels – die Frage aufzuwerfen, was und inwiefern Europa von den lateinamerikanischen Krisen-Erfahrungen lernen könnte.
Im Rahmen der Veranstaltung hat ‚planetarium‘ ein Gespräch mit Karin Fischer, Leiterin der Abteilung Politik und Entwicklungsforschung, geführt – über die Schuldenkrise der 80er Jahre in Lateinamerika, einen Vergleich mit der heutigen Situation in Europa sowie das Konzept ‚illegitimer Schulden‘ am Beispiel Ecuadors (seit dem Jahr 2007).
(Zitierte Abschnitte übernommen von: Webseite der Abteilung für Politik und Entwicklungsforschung, Institut für Soziologie, JKU Linz)
links:
– Veranstaltungs-Rückblick (Web-Seite des Instituts für Soziologie, JKU Linz)
– zum Konzept ‚Illegitime Schulden‚ am Beispiel Ecuador