Die Internetseite CouchSurfing.org hat es geschafft, in den etwas mehr als 10 Jahren ihres Bestehens eine alternative Reisepraxis zu etablieren. Als Gastreundschaftsnetzwerk ermöglicht CouchSufring.org seinen Nutzer_innen, mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt zu treten und bei ihnen ohne finanzielle Gegenleistung zu übernachten. Im Zentrum steht dabei, so die Idee, das Prinzip der Gastfreundschaft, das Kennenlernen und Vernetzen unterschiedlicher Menschen weltweit — abseits von finanziellen Zwängen.
Karl Richter-Trummer erforschte in seiner Magisterarbeit CouchSurfing — Eine fiktive Reise durch das Gastfreundschaftsnetzwerk die Erfahrungen und Praxen mehrerer CouchSurfer_innen: vom Kontaktaufbau online über das konkreten Kennenlernen offline bis hin zum Aufrechterhalten der Kontakte nach dem Aufenthalt. CouchSurfing versteht er dabei als alternative touristische Praxis im Rahmen einer Netzwerkgesellschaft. Durch CouchSurfing werden Kontakte geknüft und Netzwerkkapital geschaffen: neue gesellschaftliche Räume und Strukturen entsehen. Gleichzeitig bilden sich im Raum CouchSurfing neue Etiketten und soziale Normen.
Einen Fokus legte Richter-Trummer auf den Beziehungsaspekt des Netzwerks: Durch welche Praxen etablieren sich fremde Menschen virtuell eine Vertrauensbasis? Was heißt Freudschaft in so einem System? Und: wie dauerhaft und tiefgehend sind die über CouchSurfing gewonnenen Kontakte?
Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie, Uni Graz, Radio Helsinki Graz.
CouchSurfing als soziale Praxis des Reisens und Netzwerkens. Mit Karl Richter-Trummer. Kulturanthropologische Gespräche # 25