Es gibt einen starken negativen Diskurs zur Verbindung zwischen Bildschirmspielen und Gewalt. Er ist geprägt von Ängsten und Sorgen der Erwachsenen: Bildschirmspiele werden mit einer Verrohung von Jugendlichen assoziiert, mit Amokläufen und Gewaltexzessen. Vereinfacht ausgedrückt besagt der Diskurs: Jugendliche werden durch Gewaltdarstellungen in Bildschirmspiele selbst gewalttätig — der wenigstens negativ beinflusst.
Harald Koberg stellt sich in seiner Diplomarbeit «Bildschirmspiele und Gewalt. Eine kulturanthropologische Auseinandersetzung mit einem vielschichtigen Diskurs» jedoch weniger die Frage, ob diese Anschuldigungen zutreffen, sondern macht den Diskurs selbst zum Thema: Welche Aussagen und Argumente häufen sich? Was denken Jugendliche selbst über dieses Verhältnis? Was sagen Eltern oder Lehrer_innen? Wer spricht wie über wen?
Daraus ergeben sich Einsichten in eine Diskurslandschaft mit vielen Abwesenheiten: Von Seiten der Erwachsenen fehlt meistens die Kenntnis der Materie, die Sichtweisen und Wirklichkeiten der betroffenen Jugendlichen finden kaum Niederschlag, Pauschaliserungen und diffuse Ängste dominieren. Koberg verortet den Diskurs somit als Teil eines viel weitreichenderen, kulturpessimistischen Diskurses rund um die Angst vor einem Verfall der Jugend und vor dem Einfluss unbekannter Technik. Bildschirmspiele im Brennpunkt eines Konfliktes, der eigentlich ein Generationenkonflikt ist.
Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie, Uni Graz, Radio Helsinki Graz.
Bildschirmspiele und Gewalt. Annäherungen an einen eingefahrenen Diskurs. Mit Harald Koberg. Kulturanthropologische Gespräche # 26