‘Über Analphabetismus und Basisbildung in Österreich’ – Diskussions-Abend im Kepler Salon (Linz)

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Mit dem Begriff ‘Analphabetismus’ werden im allgemeinen individuelle Defizite im Bereich des Lesens und Schreibens bezeichnet, wobei meist zwischen verschiedenen Formen von Analphabetismus unterschieden wird, je nachdem, zu welchem Grad bestimmte Defizite gegeben sind.

Vermag ein Mensch weder zu schreiben noch zu lesen und hat beides auch nie erlernt, so spricht man in der Regel von ‘primärem Analphabetismus’. Als ‘funktionaler Analphabetismus’ wird in Abgrenzung dazu ein Zustand bezeichnet, in dem zwar bestimmte rudimentäre Kenntnisse vorhanden sind, es einem Menschen jedoch nicht möglich ist, die Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird.

In Bezug auf das Lesen würde dies beispielsweise bedeuten, dass einzelne Buchstaben oder einfach Wörter durchaus erkannt werden können, wohingegen der Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht verstanden werden kann, oder zumindest nicht schnell und mühelos genug, um praktischen Nutzen davon zu haben. In solchen Fällen ist also die Fähigkeit des (sog.) sinnerfassenden Lesens (tendentiell) nicht gegeben.

Weltweit gesehen gibt es heute etwa 781 Millionen primäre Analphabeten – das sind ca. 10,7 Prozent der Weltbevölkerung. Davon leben wiederum gut 70 Prozent (bzw. 557 Millionen) in lediglich zehn Ländern, die meisten davon in Indien, China und Pakistan. Seit einiger Zeit ist die (sog.) Analphabetismus-Quote zwar tendentiell rückläufig, allerdings verläuft dieser Prozess bei weitem nicht so schnell, wie von internationalen UN-Organisationen erhofft, bzw. als Ziel ausgegeben (siehe Link unten). Auch der Faktor Geschlecht spielt – weltweit gesehen – eine maßgebliche Rolle: Zwei Drittel der Analphabeten sind weiblich, im wesentlichen aufgrund des in fast 40 Prozent der Staaten noch immer eingeschränkten Zugangs von Mädchen zu Bildung.

Auch in den sogenannten Industriestaaten ist das Phänomen Analphabetismus durchaus von Bedeutung. Zwar erscheint dort die Zahl primärer Analphabeten vergleichsweise gering – in Österreich liegt die Quote z.B. bei etwa 4 Prozent, in Deutschland bei etwa 4,5 Prozent (im vgl. zur weltweiten Quote von 10,7 %. (In absoluten Zahlen: 4 % von 5,6 Mio Österreichern (zwischen 16 und 65 Jahren) = 224.000 Menschen))

Doch ist zum einen auch dies sicherlich immer noch zu hoch. Und zum anderen verschärft sich die Situation noch einmal erheblich, wenn man den weiter gefaßten Bereich des ‘funktionalen Analphabetismus’ mit in Betracht zieht:

Nach der im Jahr 2013 publizierten PIACC-Studie (eine Art ‘PISA für Erwachsene’) weisen 960.000 der 16 bis 65-jährigen Österreicherinnen und Österreicher eine Form von Leseschwäche auf – das sind gut 17 Prozent der Gesellschaft. Betroffen davon sind nicht etwa vornehmlich MigrantInnen – also Menschen, deren Muttersprache eine andere als die Landessprache ist – sondern zum Großteil durchaus Menschen, die in der einen oder anderen Form durch das österreichische Schulsystem gegangen sind.

Die naheliegenden Fragen, welche gesellschaftlichen und bildungspolitischen Faktoren für diesen Befund verantwortlich sein mögen, und wie dem Phänomen Analphabetismus sinnvoll begegnet werden kann, wurden kürzlich (13.04.2015) auch im Kepler Salon in Linz diskutiert. Anlaß war hierbei die bevorstehende Premiere des Dokumentarfilms «Rosi, Kurt und Koni» – eine Art Portrait dreier Menschen, die im erwachsenen Alter Lesen und Schreiben gelernt haben.

Zu Gast bei Moderatorin Elfie Schulz waren Konrad, alias Koni, also einer der Protagonisten des Films, Regisseurin Hanne Lassl, die die ProtagonistInnen über zwei Jahr durch ihren Alltag hatte begleiten dürfen, sowie Sonja Muckenhuber, Soziologin und Leiterin des Instituts für Bildungsentwicklung in Linz (BILL). Im folgenden hören Sie einige Ausschnitte der Podiumsdiskussion – über Analphabetismus in Österreich und mögliche Basisbildungs-Angebote für Erwachsene, sowie über den Film ‘Rosi, Kurt und Koni’, bzw. die Biographien und Lebenswelten der ProtagonistInnen.

Links: 

  • ALFA-Telefon: 0800 244 800 (Anruf kostenlos)
  • Zentrale Beratungsstelle für Basisbildung (Lesen und Schreiben lernen), erste Anlaufstelle für Kurssuchende und alle am Thema Interessierte
  • Alpha Telefon Deutschland: 0800 53 33 44 55 – www.alfa-telefon.de

Nähere Informationen zu:

 Musik:  ‘Dans ma cabane hawa enne‘ – Löhstana David (album ‘Experimental 2’)

 

 

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