SB-Paketversand, SB-Postversandbox, SB-Brief-Frankierautomat, SB-Postabholfächer, SB-Erlagscheinabfertigung, SB-Kopierer: Anstatt wie früher mit Angestellten interagieren wir heute – beispielsweise in einer Filiale der österreichischen Post – in einem immer größeren Maße mit Selbstbedienungsautomaten. Dabei entspannt sich zwischen Menschen und Maschinen ein Abhängigkeitsgeflecht, das über eine rein funktionale und hierarchisch einseitige Beziehung hinausgeht. Automaten haben nicht nur eine Dingbedeutsamkeit, wir können sie als Akteure verstehen, die uns zur Anpassung an ihre Bedürfnisse bewegen.
In seiner Diplomarbeit Selbstbedienungsautomaten als Alltagsakteure zwischen Dingbedeutsamkeiten und politischer Zeitgenossenschaft analysiert Helmut Seidl unsere Beziehungen zu Automaten sowie die Bedeutung, die wir ihnen beimessen. In seinen Überlegungen, die er auf Interviews und teilnehmender Beobachtung von Automaten-Szenarien basiert, beschäftigt er sich mit der Funktion von SB-Automaten in einer durch ein neoliberales Wirtschaftssystem geprägten Gesellschaft. Er thematisiert den Zusammenhang zwischen „Automatisierung“ und dem Gefühl des Verschwindens zwischenmenschlichen Interaktionen und hinterfragt die Unausweichlichkeit des Umgangs mit Maschinen in unserem Alltagshandeln. Es stellt sich die Frage: Sind Automaten zu technisch-totalitären Apparaten geworden?
Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie, Uni Graz, Radio Helsinki Graz.
SB-Automaten als Alltagsakteure zwischen Dingbedeutsamkeiten und politischer Zeitgenossenschaft. Mit Helmut Seidl. Kulturanthropologische Gespräche #31