Auszug aus meiner 95.igsten Sendung Contrast …
… es gibt Songs, die nur darauf gewartet haben, eines Tages geschrieben und gespielt zu werden. Hört man sie dann, klingen sie so vertraut wie ein Beach-Boys-Klassiker aus den Surf-Jahren. Nur ein paar Sekunden benötigen Junip, um die HörerInnen und Hörer in den Sog von „Line Of Fire“, eine Nummer, die bereits in Contrast 61 zu hören war, zu ziehen – ein federnder Rhythmus, eine einfache Keyboardmelodie, die Stimme von José González schiebt sich mit einem Murmeln in die weichen Soundwellen: Dieser fünfeinhalbminütige Glücksbringer steht stand ganz am Anfang ihres 2013er erschienen gleichnamigen Albums Junip, des schwedischen Trios, ähnliche Substanzen sind erfreulicherweise in jedem der folgenden neun Beiträge enthalten, in den verwischten Kraut- und Afro-Adaptionen, den ins Firmament drängenden Folksongs, den angejazzten Landschaftsmalereien. González, der schon als Solist Spuren auf der Landkarte des Pop hinterließ, Perkussionist Araya und Keyboarder Winterkorn lassen sich in ihren Songs treiben und behalten doch in jedem Augenblick die Kontrolle über diese. Mit einer lässigen Eleganz vereinnahmt die Band all die Stile und wirft sie im handlichen Songformat und wunderbar weich gespülten, fließenden Junip-Sound wieder raus. Junip erlösen uns von unseren Pop-Träumen. Sie sind Wirklichkeit geworden. Geistermusik. Gänsehautfeeling. Klassikerverdacht. Die letzte Nummer aus diesem Album ist nun zu hören: «After all is Said and Done» …