Im Rahmen der Ausstellung Die unbequeme Wissenschaft Akt II von Gareth Kennedy im Tiroler Volkskunstmuseum (bis 29. Jänner 2017, in Kooperation mit dem Künstlerhaus Büchsenhausen) fand am 15. Oktober 2016 ebenda ein Stuben-Forum statt, in dessen Rahmen Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen die in den ausgestellten Masken dargestellten Akteur_innen vorstellten. In der Auseinandersetzung ging es um die Konstruktion von Geschichte, um Instrumentalisierung von Traditionen und um Performativität, aber auch um die Valenz und die Folgen der damaligen Handlungen für heute.
Im ersten Teil der dreiteiligen Sendung, die während der Laufzeit der Ausstellung im Volkskunstmuseum ausgestrahlt wird, stellen Andrei Siclodi den Künstler Gareth Kennedy und seine Ausstellung, James R. Dow den Leiter der Arbeitsgruppe Brauchtum, Volksglaube, Volkstanz in der Südtiroler Kulturkommission des SS-Ahnenerbe Richard Wolfram, Thomas Nußbaumer den Ethnomusikologen Alfred Quellmalz und Heidi Schatzl den Irredentisten Ettore Tolomei vor.
Die Sprecher_innen:
James R. Dow ist Professor Emeritus für Deutsche Volkskunde und Linguistik an der Iowa State University. Seine Publikationen sind u.a. The Nazification of an Academic Discipline: Folklore in the Third Reich (1994), The Study of European Ethnology in Austria (2004), und die Zimbrische Gesamtgrammatik (2008). Als zweites Hauptforschungsgebiet beschäftigt er sich mit deutsch-sprechenden Minderheiten in Iowa, wie zum Beispiel mit den Amischen Alter Ordnung und den Amana Kolonisten. Seit mehr als 30 Jahren ist er Senior Bibliographer für die Modern Language Association of America. Im Jahre 2005 erhielt er ein Guggenheim Stipendium und 2013 ein American Philosophical Society-Stipendium für seine Forschung über Südtirol.
Thomas Nußbaumer (*1966 in Hall in Tirol), Studium der Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Innsbruck, Promotion 1998. Veröffentlichung der Dissertation unter dem Titel Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschungen (194042). Eine Studie zur musikalischen Volkskunde unter dem Nationalsozialismus (Innsbruck u.a. 2001). Habilitation im Fach Volksmusikforschung 2011 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 1995 ist Nußbaumer wissenschaftlicher Mitarbeiter (seit 2011 Dozent) am Innsbrucker Sitz der Universität Mozarteum Salzburg und leitet den Abteilungsbereich Musikalische Ethnologie innerhalb der Abteilung für Musikwissenschaft. Forschungs- und Publikationsschwerpunkte: Musik und Brauch, Fasnacht, Volksmusik und NS, Volksmusiküberlieferung im Alpenraum, insbesondere in Westösterreich und Südtirol (Italien), Musik der Old Order Amish.
Heidi Schatzl (DI) studierte Landschaftsplanung. Seit 2005 arbeitet sie an der Schnittstelle Raum, Kunst und Forschung. Künstlerisch-wissenschaftliche Feldforschungen zum nationalsozialistischen Urbanismus und räumlichen Praktiken. Lebt in Wien. Die Feldforschung Vom Leben in den Hitlerbauten wurde 2009 in der Ausstellung Right, to the City in der Landesgalerie Linz, als auch beim Festival der Regionen gezeigt. Für die Intervention The Protest of Linz 1945 erhielt sie 2014 das Margarethe Schütte Lihotzky Projektstipendium. Die installative Präsentation, der eine umfassende Recherche in Israel und Österreich zugrunde lag, war bis 2016 im Schlossmuseum Linz zu sehen. Aktuell arbeitet sie an einer Recherche zu den enteigneten Bauten Adolf Loos und an einer Auftragsarbeit für das Museum der Friedensgemeinde Erlauf.
Andrei Siclodi (*1972 in Bukarest) ist ein Kurator, Autor, Herausgeber und Kulturarbeiter, der in Innsbruck arbeitet. Er ist Direktor des Künstlerhauses Büchsenhausen in Innsbruck und Gründungsleiter des dort stattfindenden Fellowship-Programms für Kunst und Theorie. Darüber hinaus ist er Herausgeber der Publikationsreihe Büchs’n’Books – Art and Knowledge Production in Context und Produzent der Radiosendung Büchs’n’Radio auf Radio Freirad.