Der Algerier Boualem Sansal lebt bis heute unter Lebensgefahr in Algier. Es ist nicht seine Sache, sich um ein Exil zu bemühen, „wenn ich auch gehe, dann würde der Widerstand gegen das Regime und den radikalen Islam wieder eine Spur schwächer werden“, meint er. „Harraga“ ist bereits im Jahr 2005 erschienen und ist Sansals Hommage an die Frauen. Die vitale Geschichte zweier Heldinnen im algerischen und vor allem im islamischen Alltag.
„Harraga“ bedeutet, „die Straße hinter sich verbrennen!“ Also auf Deutsch jene, die hinter sich alle Brücken abreißen. So nennt man in Algerien die Auswanderer, die legal oder eben meist illegal als Bootsflüchtlinge das Land verlassen oder am liebsten verlassen würden, nämlich die meisten der rund 40 Millionen Algerier mit Ausnahme jener, die die Macht haben.
Algerischer Präsident ist Abd al-Aziz Bouteflika, der dieses A,t schon seit 1999 inne hat. Der damalige Wahlsieg ist bis heute umstritten, da eine Manipulation mithilfe des Militärs nicht ausgeschlossen ist. Bouteflika ist gesundheitlich angeschlagen – es wird erwartet, dass bei seinem Abtreten oder seinem Tod diverse Gruppierungen um seine Nachfolge streiten werden – was eine neue Flüchtlingswelle auslösen könnte!
Algerien war bis 1962 französisches Staatsgebiet und gehörte demnach dem damaligen Vorläufer der heutigen Europäischen Union an.
Gleich zu Beginn beschreibt eine der beiden Protagonistinnen die Ausgangssituation: „Ich gesellte mich geradewegs zur schlimmsten Brut auf islamischem Boden, den freien und unabhängigen Frauen: Unter dieser Voraussetzung ist es besser, sich mit dem Altwerden zu beeilen, daher meine Fältchen. Unter dem grünen Banner des Islam ist das Alter für eine Frau kein Schiffbruch sondern die Rettung!“
Christian Aichmayr hat das Buch gelesen und präsentiert seinen Beitrag bewusst zum Weltfrauentag am 08. März. Sansal hat für dieses Buch im Jahr 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten!