21 – Sylvia Wagner (Düsseldorf) Arzeimittelstudien an Heimkindern in der BRD in den Jahren von 1949–1980

Podcast
Medikalisierte Kindheiten – Die neue Sorge um das Kind vom ausgehenden 19. bis ins späte 20. Jahrhundert
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    36:29
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27:09 perc
01 - Eröffnung der Tagung Medikalisierte Kindheiten
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28:52 perc
02 - Maria A. Wolf (Innsbruck) Medikalisierung der Sozialen Frage und wissenschaftliche Neuordnung der Kindheit
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21:39 perc
03 - Kristina Schierbaum (Frankfurt) Janusz Korczak im Spannungsfeld von Pädiatrie und Pädagogik
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28:34 perc
04 - Irene Berkel (Innsbruck) Die Neuvermessung der Kindheit in der psychoanalytischen Klinik und Theorie
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30:38 perc
05 - Klara Meßner und Rodolfo Tomasi (Bozen) Nach zwei Diktaturen zur Demokratie Erwachsenen-, Kinder-Jugendpsychiatrie in Südtirol
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34:18 perc
06 - Elisabeth Dietrich-Daum (Innsbruck) Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl (1947–1987). Projektbericht
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17:31 perc
07 - Mirjam Janett (Basel) Die „behördliche Sorge“ um das Kind. Kindswegnahmen in Basel von 1945 bis 1972
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17:26 perc
08 - Keber Katharina (Ljubljana) Post WWI children healthcare in Central Slovenia as experienced by Angela Boškin, the first Slovenian home care nurse
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39:43 perc
09 - Christine Hartig und Sylvelyn Hähner-Rombach (Ulm und Stuttgart) Institution, Zeitzeugen, Narration. Re-Konstruktionen der Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation
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27:28 perc
10 - Elisabeth Malleier (Wien) Die Sorge, meine Akte und ich

Keynote:
Arzeimittelstudien an Heimkindern in der BRD in den Jahren von 1949–1980.
Sylvia Wagner (Düsseldorf)

Nachdem in den letzten Jahren über Arzneimittelstudien an Heimkindern in der Schweiz berichtet wurde und das Thema dort inzwischen wissenschaftlich aufgearbeitet wird, ist nun bekannt, dass es solche Forschungstätigkeit auch an Heimkindern in der BRD bis in die 1970er Jahre gegeben hat. Erste Hinweise auf Studien fanden sich in medizinischen Fachzeitschriften, in denen die Ergebnisse der Untersuchungen publiziert wurden, wobei die Versuchspersonen klar als Heimkinder benannt wurden. Die geprüften Substanzen sind den Gruppen der Psychopharmaka, Impfstoffe und triebdämpfenden Mittel zuzuordnen. Die Prüfung von Psychopharmaka betrifft vor allem Neuroleptika. Diese Präparate sind besonders in Einrichtungen für Behinderte sowie in Kinder- und Jugendpsychiatrien in großem Umfang eingesetzt worden. Dabei dienten sie offensichtlich in erster Linie der Sedierung der Bewohner, die „notwendig“ war, um den ungestörten Ablauf in den Einrichtungen zu gewährleisten. Die Studien, die den Präparaten einen positiven Effekt auf die „pädagogische Angriffsfläche“ der Kinder bescheinigten, sollten offenbar den großflächigen Einsatz der Substanzen rechtfertigen. Dem ungestörten Ablauf in den Einrichtungen dienten augenscheinlich auch der Einsatz und die Prüfung von triebdämpfenden Präparaten wie dem Antiandrogen Cyproteronacetat. Der Prüfung von Impfstoffen lag sicherlich eine ganz andere Motivation zugrunde. Hier ging es nicht um den ungestörten Ablauf in einer konkreten Einrichtung, sondern die Entwicklung der Schutzstoffe, vor allem gegen Poliomyelitis, lag im Interesse der Regierung und der Bevölkerung. In keinem Fall konnte eine Einwilligung der Eltern oder gesetzlichen Vertreter der Kinder gefunden werden. Zum Teil zeigt sich bei den Vorgängen eine Kontinuität von Verantwortungsträgern aus der Zeit des Nationalsozialismus. Eine wichtige Frage, die es zu klären gilt ist die, warum das Thema so lange keine Beachtung fand.

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