1968: Studentenunruhen oder der Geist einer Generation
Von Protest und Revolten bis zu sozialpolitischen Reformen der 1970er Jahre
Wenn man den Geist der 1968er Jahre, oder den „Sixties“ wie es im US-amerikanischen Sprachgebrauch hieß, auf einen zentralen Begriff zusammenfassen würde, dann wäre es FREIHEIT. Die Befreiung von hierarchischen Strukturen oder gottgewollter Ungleichheit, der Aufstand gegen väterliche Autoritäten, der Kampf für die Bürger/innenrechte in den USA oder der Widerstand gegen ein reformunfähiges System im sogenannten „Prager Frühling“ bis hin zu den emanzipatorischen Weckrufen der Frauenbewegung. Die Protestbewegungen wurden vorwiegend von Studenten/innen getragen und wirbelten auch verkrustete Parteistrukturen durcheinander.
Der Slogan nach größerer Autonomie wurde in Studenten- und Lehrlingsheimen ebenso wie in den Lehrsälen von Universitäten ausgerufen. Aktionismus im kulturellen Gefüge, Proteste gegen den Imperialismus mit seinen blutigen Folgen, etwa im Vietnamkrieg, der Slogan nach antiautoritärer Erziehung – alle diese Proteste führten zu gesellschaftlichen Umbrüchen mit epochalen Wirkungen.
Der revolutionäre Geist der 1968er Jahre, begleitet von Gewaltausbrüchen etwa in Paris oder Berlin und zusätzlich durch brutale Polizeieinsätze aufgeheizt, verlief in Österreich eher schaumgebremst, bewirkte aber einen massiven gesellschaftlichen Reformdruck. Markante sozialpolitische Reformen zu Demokratie- oder Frauenrechtsthemen, Fragen der Sozialstaatlichkeit oder dem Arbeits- und Strafrecht prägten danach den Zeitgeist der siebziger Jahre.
Im Studiogespräch schildert der Historiker und Zeitzeuge Univ.-Doz. Dr. Hellwig Valentin bewegte Erlebnisse aus seiner Studentenzeit und reflektiert sozialpolitische Hintergründe sowie epochale Wirkungen, die vom Geist der Sechziger geprägt sind.