Vor- und Nachteile der Flexibilisierung der Arbeitszeit. Zeitgemäße Bestimmungen, die Menschen in ihren Lebensrealitäten abholen- oder wird hier durch den Abbau von Arbeitsrechten kombiniert mit dem Abbau von sozialen Leistungen ein erster Schritt in die Niedriglohnsektorfalle gemacht?
FROzine Redaktionsleiterin Sigrid Ecker im Gespräch mit
- Elisa Unger, freiberufliche Filmemacherin
- Josef Rehberger, Vorsitzender Junge Gewerkschaft (ÖGJ) Oberösterreich
- Georg Hubmann, Geschäftsführer Jahoda-Bauer Institut
Alles in Allem scheint das doch recht schwammig zu sein und auf eine Interessenabwägung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in jedem Einzelfall hinauszulaufen. Wie soll in Zukunft überprüft werden? Da wird vielleicht in Zukunft die einzig relevante Grenze das EU-Recht sein: 48 Stunden Wochendurchschnitt in 17 Wochen sein? Und was macht das mit dem Betriebsklima?
Es gibt auch diverse Branchen, die bereits den 12 Stunden-Tag durch Sonderregelungen des bestehenden gesetztes leben. Fahrdienstleiter der ÖBB zum Beispiel. Eine Schicht dauert 12 Stunden, der Schichtbetrieb beinhaltet auch die Wochenenden. Der große Vorteil: Es gibt nach den Arbeitstagen mindestens 3 Tage frei und das wird auch länger im Voraus festgelegt, da gibt es also eine gewisse Planungssicherheit.Doch was bedeuten kurzfristige Anordnungen- werden sie die erhoffte Work-Life-Balance verbessern?
Wie lange wird es dauern, bis die Menschen realisieren, wie sehr sie dieses Gestz betrifft und in welcher weise? Wie schaut es mit dem prognostizierten Trend zur Robotisierung und ein damit einhergehendem Anstieg von Arbeitslosigkeit aus- sollte darauf nicht mit gegenteiligen Regelungen, nämlich einer Arbeitszeitverkürzung- zb auf 30 Wochenstunden, reagiert werden?
Betrachtet man die Summe der einzelnen Schritte und Vorhaben von Türkis/Blau bis jetzt- Arbeitszeitflexibilisierung, Kürzung der Mindestsicherung, Abschaffung der Notstandshilfe, so trägt das schon eine deutlich neoliberale Handschrift. Ist zu befürchten, dass das der Anfang ist von einem Plan zur Aufweichung der Arbeitnehmer*innenrechte- Richtung befristeter Arbeitsverträge, Subfirmen, die im völligen arbeitsrechtlichen Vakuum agieren, oder Stärkung des Niedriglohnsektors, wie uns das Deutschland vorgemacht hat- was zwar Arbeitslosenstatistiken schönt, aber das Problem der Altersarmut zusehends verschärft dadurch? Was ist mit jenen, die nicht mithalten können mit den steigenden Leistungsanforderungen- was mit den jetzt schon schwierig viermittelbaren älteren Arbeitnehmer*innen?
Wie könnten flexible Arbeitszeitmodelle im Sinne von Arbeitnehmer*innen aussehen- Stichworte: Zeitkonten, Lebensarbeitszeit, alle Branchen und Unternehmensgrößen und Interessensbereiche bedenkend, sowie zukunftsweisend, vorausschauend und nachhaltig? Solche Gesetzte zu erlassen ist sicher eine sehr große An- und Herausforderung für Politiker*innen. Dies in Schnellverfahren und Alleingängen durchzuführen, kann den Anforderungen wohl nicht gerecht werden. Andererseits wünschen sich viele rasche Lösungen und entziehen sich der Komplexität der Dinge. Der Ruf des Denkens und Abwägens braucht dringend einen Aufwind und auch eine generationsübergreifende attraktive Ausrichtung.
Wir als FROzine- Redaktion gönnen uns jedenfalls diesen Luxus. Im August machen wir Sommerpause. Und nutzen diese Zeit zum geistigen auslüften, aber auch sammeln. Damit wir dann ab 3. September wieder für sie genau nachfragen und beleuchten können. Werktäglich im Infomagazin Frozine auf Radio FRO 105,0 und natürlich im Netz zum Streamen und Nachhören bzw. Nachsehen immer und überall unter fro.atbzw. cba.media im audiorachiv der freien Radios in Österreich.
Moderation: Sigrid Ecker