In der allerletzten Sendung von Radio Bob geht’s ums Elektro-Auto und seine trügerischen Verheißungen. Winfried Wolf, Politikwissenschaftler, Verkehrsexperte und Chefredakteur politischen Vierteljahreschrift Lunapark21, geht Kontroversen nicht aus dem Weg. Sein aktuelles Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse“ legt sich mit der großen Mehrheit aller an, die sich selbst für Experten in Sachen Mobilität halten.
Das beginnt damit, dass Elektromobilität überhaupt nichts neues ist, wie der Autor und (ehemalige – 1994-2002) Abgeordnete zum Deutschen Bundestag im Interview mit Stefan Wally für FS1 und Radio Bob sagt. Er macht deutlich, dass die Klimaziele nur mit einer völlig anders gedachten Mobilität jenseits des Autos erreicht werden können. Und: Lebensqualität in den Städten könne es nur mit einer Renaissance des Fahrrads und einem modernen öffentlichen Verkehr geben, möglicherweise zum Nulltarif.
Wolf sprach in seiner Präsentation in der JBZ, bei einem Vortrag an der Universität Salzburg und auch bei einem Teach-In «Das streikende Klassenzimmer» im Rahmen einer Kundgebung von „Fridays for Future“ am Salzburger Mozartplatz die dreifache Krise der Mobilität an: Die Glaubwürdigkeitskrise der Automobilindustrie durch den Dieselgate-Skandal, die Krise der Städte durch die zunehmenden Staus und gesundheitlichen Gefährdungen insbesondere durch Feinstaubbelastung, sowie schließlich die Klimakrise, an der die Automobilität einen wesentlichen Anteil habe. Seit der Rio-Konferenz im Jahr 1992 ist der weltweite Ausstoß an CO2-Gasen um 50 Prozent angestiegen, so einer der Befunde des Autors.
Die Propagierung des Elektroautos sei der Versuch, diesen Krisen zu entgegnen. Die Automobilindustrie gäbe sich mit den neuen E-Modellen einen grünen Anstrich, auch wenn die überwiegende Mehrzahl der verkauften Autos weiterhin Benziner und Dieselfahrzeuge sind. Zudem wäre der einfache Ersatz der fossilen Antriebe durch Elektroantriebe ökologisch kontraproduktiv, wie Wolf fundiert darlegt.
Auswege suchen ist nichts, was die Konsumenten allein tun können, so sein Fazit: die Politik müsse sich zu Entscheidungen aufraffen, die für manche unangenehm sein werden – auch für jene, die sich bislang mit Arbeitsplatzargumenten und Geldspenden das Wohlwollen der Regierenden erkauft haben.
Eine Besprechung des Buches ist auf auf
https://cba.media/398686 in der Sendereihe aufdraht: Leipziger Buchmesse 2019
Zu hören auf Literadio
Franz Daschil hat sich in seiner Radiofabrik-Sendung Leuchtturm vom 12. April ebenfalls mit dem Thema «Klimakrise» befasst: er liefert Grundlageninformationen, Hintergründe, Statements, Vorträge und einen Bericht von, mit und über „Fridays for Future“. Dazu hat er eine FFF-Demonstration und das „Streikende Klassenzimmer“ am Mozartplatz begleitet und liefert akustische Impressionen (Reden, Interviews, Transparent-Inhalte, …)
Winfried Wolf, der sich mit der Macht der Mobilitätsindustrie und der Notwendigkeit einer auch kritischen Betrachtung von Mobilität und Elektroautos auseinandersetzt, kommt dort ebenso zu Wort wie die Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb mit einem Vortrag, den sie im Rahmen Reihe „Grundlagen des Klimawandels und der Klimapolitik“ gehalten hat.
In eigener Sache:
Radio Bob verabschiedet sich mit dieser Sendung von allen, die zugehört haben. Im Juli beginnt zur selben Sendezeit die neue Reihe radio Z – auch dabei wird es um Beiträge aus der Zivilgesellschaft gehen, allerdings künftig ohne direkte Verbindung zur Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen.
Könnt ihr einen Betrag/Stellungnahme dazu machen? Hier wird nämlich behauptet, dass die Argumentation von Wolf grobe Fehler hätte (veraltete Zahlen, etc.):
https://www.solarify.eu/2019/04/01/561-mit-dem-elektroauto-in-die-sackgasse/