Unsere allgemeine Vorstellung von Arbeit folgt dem reaktionären, wie engen Konzept von Lohnarbeit. Mit dem Begriff der Tätigkeitsgesellschaft wird jetzt ein mehrdimensionales Gesellschaftsmodell vorangestellt, in dem die wesentlichen Faktoren von Arbeit und Gemeinschaft quergedacht und neu bewertet werden.
Beim Open Commons Kongress hat der Philosoph und Kulturwissenschaftler Michael Hirsch seine These vorgestellt: das Repressive in der Arbeitswelt könne so lange nicht fortschrittlich bearbeitet werden, wie die Vorherrschaft der Lohnarbeit in unserem Leben nicht überwunden ist. Mit der Überwindung der Vollzeitnorm könnten erstmals die anderen Tätigkeiten neben der Lohnarbeit umfassend in den Blick genommen und gewürdigt werden – in ihrer Bedeutung für die soziale und kulturelle Reproduktion der Gesellschaft ebenso wie in ihrer Bedeutung für das Leben der Einzelnen. Mit der sogenannten Tätigkeitsgesellschaft wird das versucht, was schon Marx mit seiner materialistischen Theorie angedacht hat: die Arbeitswelt von den Füßen auf den Kopf zu stellen und dafür vielschichtigere Bewertungen von Arbeit einzuführen. Dass damit auch Fallstricke verbunden sind, erklärte Michael Hirsch in seinem Vortrag. In diesem Kultur- und Bildung-Spezial hören wir von den zentralen Begriffen „Arbeit 1“ und „Arbeit 2“ und folgen der Skizzierung einer neu angedachten Arbeitswelt, in der die alten Fixierungen fallen.
Publikationen von Michael Hirsch
Richtig/Falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen, 2019;
Symbolische Gewalt, 2017; Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit, 2016; Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik, 2015; Warum wir eine andere Gesellschaft brauchen!, 2013; Die zwei Seiten der Entpolitisierung. Zur politischen Theorie der Gegenwart, 2007