Was bedeutet Ungleichheit? Woran hatte sie sich mitten in Linz auch in Zeiten des Aufbruchs gezeigt, welche Biografien wurden erschwert, und welche Möglichkeiten den Menschen verbaut? Rosa Gitta Martls neues Buch „Bleib stark“ zeigt die strukturelle Gewalt gegenüber den Sinti und Roma in einem Zeitraum von weit über 100 Jahren auf.
Rosa Gitta Martl wurde 1946 in Linz geboren, wo sie auch heute lebt. Die verwitwete Mutter dreier Kinder arbeitete u. a. als Hausiererin, Köchin, Versicherungsangestellte und langjährige Geschäftsführerin des Vereins Ketani für Sinti und Roma. Ihr künstlerisches Werk umfasst bildnerische und literarische Arbeiten, von denen einige in Anthologien und anderen Publikationen veröffentlicht wurden. Bekannt wurde vor allem das Buch „Uns hat es nicht geben sollen“, 2004, in dem auch die Mutter und die Tochter Rosa Gitta Martls zu Wort kommen. Ihr großer Einsatz für die Minderheit trug Martl etliche bedeutende Auszeichnungen ein, darunter 2011 den Elfriede Grünberg-Preis sowie den beim Parlament angesiedelten Demokratiepreis der Margaretha Lupac-Stiftung und 2013 das goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. Die Autorin Rosa Gitta Martl wurde 2007 mit dem Marianne von Willemer-Preis und 2019 mit dem Roma-Literaturpreis des österreichischen P.E.N.-Clubs gewürdigt.
Der Familienname der Autorin war einmal Kerndlbacher, dann Winter, dann Martl. Rosa Gitta Martls Texte kreisen vordergründig um die eigene Familie. Und doch beziehen sie die Welt ein, die gesellschaftlichen Verhältnisse in Vergangenheit und Gegenwart. Als Angehörige einer lange verfolgten Minderheit, der Sinti, die vor über 500 Jahren in Österreich Fuß fassten, hat sie soziale Ungerechtigkeit – etwa durch Behörden – immer betroffen und beschäftigt. Nur ein einziger Sinto, eine eine einzige Sintiza von zehn überlebte hierzulande den Völkermord. So die Statistik. In ihrem Buch „Bleib stark“ lässt Martl hre ermordeten Großeltern wieder lebendig werden, auch wenn ihr Bild blass bleiben muss, ihre Eltern, die einander als ausgemergelte Überlebende der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen in den Wirren des Kriegsendes auf der Flucht in einem Wald begegneten. In einer detailreichen Erzählung schildert Rosa Gitta Martl unprätentiös ihr eigenes Leben, Freud und Leid, das Festhaltenwollen an Kultur und Sprache der Vorfahren, die anhaltende Diskriminierung durch den Staat nach der Barbarei des Nazi-Regimes. „Bleib stark“ ist in der Edition pen Löcker erschienen.
Im Anstifter zu hören ist zudem Julia Brunner vom Stifterhaus Linz. Sie erklärt was auf sich hat mit:
StifterHaus außer Haus im JAZZIT | Salzburg