Der Pflegebereich in Österreich steht vor der Herausforderung, dass die Bevölkerung immer älter wird. Eine Studie des Sozialministeriums errechnete, dass in Österreich in den nächsten 10 Jahren 76.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht werden. Aus diesem Grund fordert die Gewerkschaft erneut eine Arbeitsstundenreduktion. „Konkret will die Gewerkschaft, dass Vollzeit-Beschäftigte 35 Stunden pro Woche arbeiten und dafür gleich viel Geld verdienen. Die frei werdenden Stunden sollen auf Teilzeitkräfte verteilt werden, die ohnehin mehr arbeiten wollen“, sagt Eva Scherz, Chefverhandlerin der Gewerkschaft im Interview mit Kontrast.
Obwohl auch die vierte Runde der Verhandlungen über den SWÖ-Kollektivvertrag (privater Gesundheits- und Sozialbereich) noch kein Ergebnis brachte und die Arbeitgeber*innen beim entscheidenden Thema Arbeitszeitverkürzung einen Rückzieher machten, scheint eine gewisse Annäherung „unter bestimmten Umständen“ nicht ausgeschlossen. Zudem erhöht die Gewerkschaft vor der möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde am 10.02.2020 den Druck auf die Arbeitgeber*innen, Streikbereitschaft wurde bereits verlaubart.
Aus diesem Grund organisierten der Gewerkschaften vida und GPA-djp am 5.2. ein Aktionstag vor dem Senecura-Pflegeheim in Graz statt. Warum genau hier?
Beim Thema 35-Stunden-Woche gibt es innerhalb der Arbeitgeber durchaus unterschiedliche Meinungen, einige stehen einer etappenweisen Arbeitszeitverkürzung durchaus positiv gegenüber. Der Geschäftsführer von Senecura ist ein besonders scharfer Hardliner unter den Gegner*innen einer Arbeitszeitverkürzung. Senecura betreibt in Österreich in Österreich über 80 gewinnorientierte Pflegeheime und ist ein Tochterunternehmen der Orpea Gruppe, die mit Sitz in Frankreich weltweit über 900 Pflegeheime betreibt. An den aktuellen Kollektivertragsverhandlungen zeigt sich, welche Auswirkungen das Vordringen multinationaler profitorientierter Konzerne in den österreichischen Sozialbereich haben kann.
Hört Eindrücke vom Aktionstag in Graz.