Zirka 60 Personen trafen sich auch 2011 am 26. Oktober bei einer unscheinbaren Gedenktafel am Ort des ehemaligen Militärschießplatzes Kagran, im heutigen Donaupark, um der dort hingerichteten Opfer der NS-Militärjustiz – Deserteure, Selbstverstümmler_innen, Saboteur_innen, … – zu gedenken, während das Bundesheer wie jedes Jahr anlässlich des Nationalfeiertags den Heldenplatz belagerte. Weil es das zehnte Mal war, kam auch Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und legte einen Kranz der Stadt Wien nieder. „Zum Gedenken“ stand auf der Schleife. „Nie wieder Gleichschritt!“ war auf der Schleife eines Kranzes des „Personenkomitees Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ zu lesen.
Grüne Politiker_innen wie David Ellensohn, Martina Wurzer, Terezija Stoisits, Karl Öllinger sind seit zehn Jahren immer dabei, ergriffen aber heuer nicht das Wort.
Mailath-Pokorny erklärte, die langjährige Forderung nach Errichtung eines weniger versteckten Deserteursdenkmals zu unterstützen. Angekündigt war dies bereits im rot-grünen Regierungsübereinkommen worden. In den nächsten ein bis eineinhalb Jahren solle geklärt werden, wie das Denkmal ausschauen und wo es stehen solle, erklärte der Stadtrat. Thomas Geldmacher vom Personenkomitee gab zu bedenken, dass, wenn das bisherige Tempo bei der Errichtung des Denkmals beibehalten werde, nach der Fertigstellung kein ehemaliger Deserteur mehr da sein werde, der es eröffnen könne.
So musste die heurige Gedenkfeier bereits ohne die erwartete Rede des 89-jährigen Wehrmachtsdeserteurs und Ehrenobmann des Personenkomitees Richard Wadani stattfinden, der wegen Kreislaufproblemen absagen musste. Wadani ließ es sich nicht nehmen, die Veranstaltung im Auto am nahen Parkplatz sitzend zu verfolgen.
Das geforderte Deserteursdenkmal soll nach Vorstellung des Personenkomitees ein Ort des mahnenden Erinnerns sowie der Begegnung und des Dialogs an einem zentralen Ort, am besten am Heldenplatz, werden.