Heute zu Gast bei FAQ: Ines Stalzer, Sozialarbeiterin, Trainerin und Koordinatorin der Initiative „Erste Hilfe für die Seele” in der Steiermark, angesiedelt im Psychosozialen Zentrum Voitsberg.
Die Pandemie stellt uns vor eine breite Palette an Herausforderungen: Die psychische Belastung gilt als eine der direktesten negativen Folgen für viele Menschen, die steigende Zahl an Menschen mit psychischen Erkrankungen wird für Österreich laut Prognosen aber auch weit nach einem Ende der Pandemie eine enorme Belastungsprobe werden. Im Interview stellen wir daher eine recht neue Initiative vor, „Erste Hilfe für die Seele”, bei der man lernen kann, wie man Menschen in akuten psychischen Notlagen besser helfen kann.
„Nichts tun ist immer falsch”
Koordinatorin und Trainerin Ines Stalzer erklärt uns den Ursprung und das Ziel dieser „Erste-Hilfe-Kurse” für psychische Notsituationen und für welche Menschen es besonders wichtig ist, solche psychosozialen Kompetenzen zu haben. Sie gibt dazu Beispiele, woran man erkennen kann, dass ein Mensch im Umfeld psychisch leidet und wann der Zeitpunkt gegeben ist, Hilfe zu holen. Dabei betont sie: Jede Krankheit hat ihre „Krise”, was zum Beispiel bei Angststörungen eine Panikattacke oder bei Depression akute Suizidgefährdung oder -absicht ist. Doch auch wenn keine akute Krise droht, ermutigt sie dazu, Menschen anzusprechen, bei denen verändertes psychisches Verhalten beobachtbar ist – etwa starkes Zurückziehen, häufiges Absagen von Treffen oder andere unübliche Vermeidungsstrategien, denn: Nichts zu tun, sei immer falsch. Wie solche Gespräche geführt werden, üben die Teilnehmer*innen im Seminar „Erste Hilfe für die Seele”.
Jede Vierte Person betroffen
Außerdem fragten wir Frau Stalzer, wie man gegen die Stigmatisierung von psychischen Krankheiten antreten kann. Neben bestehenden Tabus kommt hinzu, dass viele Krankheitsbilder von außen nicht erkennbar sind, womit das Problem in der Gesellschaft wenig sichtbar ist. Dennoch sind 25 % einmal im Leben von einer psychischen Krankheit betroffen, nur 25 % davon bekommen jedoch professionelle Hilfe und haben dadurch teils jahrelange Leidensgeschichten. Das Wissen und auch das Sprechen darüber seien die wichtigsten Punkte für einen Abbau des gesellschaftlichen Tabus rund um psychische Erkrankungen.
Das Gespräch führte Sarah Kieweg.
Mehr Infos zu den Seminaren „Erste Hilfe für die Seele” finden sich hier.