In dieser Folge geht es um die Biologin, Schriftstellerin, Humusaktivistin und Erfinderin Annie Francé-Harrar (1886-1971), deren Texte größtenteils in Vergessenheit geraten sind. Dabei hat Francé-Harrar nicht nur eine bedeutende Rolle bei den Humusforschungen gespielt, die bis zu dessen Tod meist unter dem Namen ihres Mannes Raoul Heinrich Francé publiziert wurden. Vielmehr hatte sie selbst seit den frühen 1910er-Jahren erfolgreiche Bücher in so unterschiedlichen Genres wie Reisebericht, Gelehrtenbiografie oder Science-Fiction veröffentlicht, etwa den hochgelobten dystopischen Roman „Feuerseelen”, eine Art Climate Fiction avant la lettre. Ihr Werk lässt sich daher aus heutiger Perspektive auf neue Anknüpfungspunkte und Kontextualisierungen hin lesen: Changierend zwischen Science und Fiction und getragen von einer Ethik des verantwortungsvollen Lebens mit der Erde – besonders deutlich wohl in ihrem populären Sachbuch „Die letzte Chance. Für eine Zukunft ohne Not” von 1950 –, stellt sich die Frage nach Anschlüssen und Differenzen zu spekulativen Fabulierungen und einer Ethik der Sorge, wie sie jüngst bei Donna J. Haraway, Ursula K. LeGuin oder auch Anna L. Tsing zu lesen war.
Mit Isabel Kranz, Maren Mayer-Schwieger und Thomas Brandstetter
Gefördert von der Stadt Wien Kultur