If:informativ und feministisch | Schwangerschaftsabbruch. Mythen und Fakten.

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Es gibt ganz unterschiedliche Gründe für ungewollte Schwangerschaft: von sexueller Nötigung bis hin zu mangelhafter Verhütung. Außerdem sind Verhütungsmittel oft teuer, was für Personen mit geringem Einkommen zum Problem werden kann. Auch mangelhafte Sexualaufklärung an Schulen kommt hinzu.

Laut österreichischem Verhütungsreport könnten allein durch präventive Maßnahmen jährlich rund 10.000 ungewollte Schwangerschaften – und damit Abbrüche verhindert werden.

Je mehr Aufklärung – desto weniger Schwangerschaftsabbrüche.

Wir müssen unsere Gesellschaften so gestalten, dass wir liberal, offen und sehr differenziert mit allen Fragen der Sexualität umgehen. Das ist die beste Methode ungewollte Schwangerschaften zu verhindern – und somit auch Abbrüche zu verhindern.“

Thorsten Fischer

Schwangerschaftsabbruch ist ein Thema, das spaltet und oft sehr emotional und hitzig diskutiert wird – aber es geht auch anders. Mit Zahlen, Fakten und einem Experteninterview: Professor Thorsten Fischer ist Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der PMU in Salzburg. In der Sendung räumt er mit verschiedenen Mythen auf und beantwortet die wichtigsten Fragen zu Schwangerschaftsabbrüchen. Außerdem berichtet er von wichtigen Anlaufstellen im Bundesland Salzburg, wenn es um Aufklärung geht: die First Love Ambulanz und die Familienberatungsambulanz.

  • Gestaltung und Moderation: Rafaela Enzenberg
  • Sprecherin des anonymen Erfahrungsberichts: Monika Daoudi
  • Schwangerschaftsabbruch – Fakten und Mythen – so lautet der Titel der aktuellen Ausgabe vom Magazin if – informativ und feministisch. Das if- Magazin wird vierteljährlich herausgegeben von der Abteilung Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport des Amtes der Salzburger Landesregierung.

First Love & Familienberatung

Auch wenn Salzburgs Jugend mittlerweile gut aufgeklärt ist, gibt es Fragen, die Jugendliche nicht unbedingt im Klassenzimmer oder mit den eigenen Eltern besprechen wollen – dafür gibt es die First Love Ambulanz.

Die First Love Ambulanzen im Uniklinikum Salzburg und in der Tauernklinik in Zell am See sind ein niederschwelliges Angebot für Jugendliche, um sich beraten zu lassen. Dort können alle Fragen zur ersten Liebe, zu Sex, Verhütung und Beziehungen gestellt werden.

Auch Volljährige können sich dazu beraten lassen – und zwar in der Familienberatung, wo sich vermehrt Frauen hinwenden, um Fragen rund um Familienplanung zu besprechen. Natürlich können aber alle Geschlechter das Beratungsangebot der First Love Ambulanz und der Familienberatung nutzen. Dort gibt es auch kostenlose Kondome und Monatshygieneartikel.

  • Die First Love Ambulanz ist jeden Montag ab 16 Uhr für Gespräche offen – Terminvereinbarungen unter der Telefonnummer 05 7255 24807.
  • Und wer ein Gespräch in der Familienberatungsambulanz wahrnehmen möchte: jeden Mittwoch ab 16 Uhr in den Räumlichkeiten der Allgemeinen Gynäkologischen Ambulanz.

Zahlen und Fakten

  • In Österreich gibt es die Fristenlösung – demnach ist der Schwangerschaftsabbruch prinzipiell verboten, wird aber nicht strafrechtlich verfolgt. Voraussetzung: der Schwangerschaftsabbruch wird in den ersten 3 Monaten nach der Einnistung des Eies vorgenommen und zwar nach medizinischer Beratung von einer Ärztin oder einem Arzt. Nach dieser Frist ist der Abbruch nur dann straflos, wenn eine nicht anders abwendbare Gefahr für die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren vorliegt.

  • Ein Schwangerschaftsabbruch kann entweder chirurgisch durchgeführt werden – dabei wird unter Betäubung die Gebärmutter ausgesaugt oder medikamentös: bei der hormonellen Abtreibung wird unter ärztlicher Aufsicht ein Medikament eingenommen, dass den Embryo nach ca. 3 Tagen absterben lässt.

  • Ärzt:innen sind nicht verpflichtet, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, außer um die Schwangere aus einer nicht anders abwendbaren Lebensgefahr zu retten.

  • Ab 14 Jahren kann jede Person mit Gebärmutter ihre Einwilligung für einen Abbruch selbst geben. Mündige Minderjährige brauchen somit nicht die Einwilligung ihrer Erziehungsberechtigten.

  • Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wird ein Schwangerschaftsabbruch auf Basis der Fristenlösung nicht von den Krankenkassen übernommen. Im Durchschnitt kostet ein Abbruch in Österreich je nach Methode zwischen 350 und 800 Euro.

  • Schätzungsweise 60 Prozent aller Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, sind bereits Mütter von einem oder mehreren Kindern.

  • Ein Schwangerschaftsabbruch führt nicht zu Unfruchtbarkeit – das ist ein Mythos.

Nützliche Links

Musiktitel in dieser Ausgabe: Mira Lu Kovacs und Clemens Wenger: Bridge over troubled water
Bildcredits: Julia Fiedler auf Pixabay

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Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Vorstand: Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Fischer, Univ.-Prof. DDr. MMMag. Belinda Pletzer Centre for Cognitive Neuroscience / Fachbereich Psychologie Uni Salzburg. Foto: Kolarik Andreas 15.09.2021
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