Er ist schwul und muss sich darum von ihr scheiden lassen und seiner eigenen Wege gehen. Diese lapidare Feststellung ist Anlass eines langen Briefes, den der junge Alexis seiner Frau Monika schreibt, die er zwei Jahre zuvor überstürzt geheiratet hat. Dieser ausführliche Brief ist zugleich Marguerite Yourcenars erster Roman, in dem Alexis seine Kindheit und Jugend analysiert. Nicht um Rechenschaft abzulegen, sondern um zu beschreiben, wie ihm einerseits immer schon klar hätte sein müssen, dass er schwul ist, wie er aber andererseits dieses deutliche Bewusstsein immer erfolgreich verdrängen konnte. In seiner Klarheit und schonungslosen Pointierung ist der Roman eine eindrucksvolle Beschreibung der Entwicklung von schwuler Identität und schwulem Selbstbewusstsein.
Marguerite Yourcenar: Alexis oder Der vergebliche Kampf, Dt. v. Peter Gan. D 1993, 137 S., geb.