Die Idee einer Offenen Stadt – oder Open City – ist ein Gegenentwurf zu beobachtbaren Schließungstendenzen europäischer Städte durch soziale Segragation und gouvernementale Kontrolltechniken. In der Lehrveranstaltung « Open City » beschäftigten sich Studierende vom Grazer Institut für Kulturanthropologie über zwei Semester mit städtischen Räumen in Graz und liefern empirische Beispiele zu Öffnungs- oder Schließungsprozessen. In dieser Sendung kommen drei TeilnehmerInnen zu Wort, deren Beiträge im zur Lehrveranstaltung erschienenen Reader nachlesbar sind.
Ruth Eggel beschäftigt sich in ihren Beitrag mit dem Phänomen « Billa Eck », einem am Rande des Grazer Hauptplatzes entstandenen Raum, der von marginalisierten Gruppen als Aufenthaltsort genutzt und in Politik und Medien intensiv diksutiert und konstruiert wird.
Wie widersprüchlich stadtpolitische Diskurse um Schließung oder Öffnung sein können, zeigt Elisabeth Luggauers Beitrag, der die Metapher des Wohnzimmers als Sinnbild für einen idealisierten öffentlichen Raum sowohl auf Seiten der BeführworterInnen als auch auf Seiten der GegnerInnen einer Offenen Stadt untersucht.
Michael Windisch ist als Vertreter einer dreiköpfigen Forschungsgruppe anwesend, die sich in ihrem Text mit den Grazer Reinignhausgründen beschäftigt. Die Diskurse und Bilder rund um diese riesigen, stadtpolitisch umkämpften Freiflächen zeigen einerseits Projektionen und Visionen um eine saubere und sichere Stadt von morgen und dienen andererseits als städtische Brache verschiedenen Menschen als konkreter Aufenthalts- und Lebensraum.
Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche # 20. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel.