Was heißt es heute, zu Zeiten des Neoliberalismus, eine Bäuerin zu werden?
Die weitreichenden gesellschaftlichen Transformationen im Rahmen des Neoliberalismus veränderten auch das Leben der Bäuerinnen und Bauern in Österreich tiefgehend. Heute sind landwirtschaftliche Kleinbetriebe immer stärker dem kapitalistischen Wettbewerbsmarkt ausgesetzt und damit den Maximen von Flexibilität, Kreativität und Unternehmertum unterworfen: Landwirtschaft als Business. Damit geht auch ein verändertes Bild, ein neues Image des Berufs der Bäuerin einher.
In ihrer Diplomarbeit „Frauen als Motor in der Weiterentwicklung der Landwirtschaft“. Kulturanthropologische Untersuchung zum Selbst- und Fremdbild der Bäuerin als Unternehmerin untersuchte Barbara Bärnthaler die Lebenswirklichkeiten von vier Kleinbäuerinnen. An ihrem Beispiel bekommt die Leser_in / Hörer_in Einblick in konkrete Lebenswelten am Bauernhof, erfährt aber auch viel über Mythen, Vorurteile und Romantisierungen des Berufs der Bäuerin. Denn als Quereinsteigerinnen durchliefen die von Bärnthaler befragten Frauen einen komplexen Identifizierungsprozess mit einem bis dahin fremden Beruf und Lebenszusammenhang. Ein Prozess, der sich für die Betroffenen konfliktreich und manchmal schmerzhaft gestaltete und der Fremd- und Selbstbilder sichtbar macht.
Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie, Uni Graz, Radio Helsinki Graz.
Bäuerin, Landwirtin, Unternehmerin? Quereinsteigerinnen in der Landwirtschaft zu Zeiten des Neoliberalismus. Mit Barbara Bärnthaler. Kulturanthropologische Gespräche # 24