„Das Kapital produziert seine eigenen Totengräber“, schrieben Marx und Engels 1848 im ‚Kommunistischen Manifest‘. Der Gedanke, der Kapitalismus müsse aufgrund inhärenter Widersprüche früher oder später zugrunde gehen, ist seit dem 19. Jahrhundert sowohl von kapitalismuskritischen als auch von bürgerlichen Theoretikern in verschiedenen Ausprägungen immer wieder formuliert worden. Allerdings und bekanntermaßen ist der Kapitalismus – entgegen aller Prognosen –bislang noch nicht verschwunden und hat im Laufe der Geschichte eine große Widerstandsfähigkeit demonstriert. Zudem scheinen realistische Alternativen zum bestehenden System in weite Ferne gerückt.
Doch auch wenn derzeit keine neue, bessere Gesellschaft in Sicht sein mag, schließt das natürlich nicht aus, dass der Kapitalismus aufgrund innerer Widersprüche in naher Zukunft zusammenbrechen könnte. Und angesichts zunehmender Verschuldung, wachsender Ungleichheit und stagnierender Wirtschaftslage ist spätestens seit derFinanzkrisen 2008 die Frage nach dem Fortbestand des Kapitalismus erneut in den Fokus zahlreicher ökonomischer Autoren gerückt.
Der Journalist Robert Misik hat daher in seinem jüngsten Buch den Versuch unternommen, einen Überblick über die gegenwärtige Debatte zu geben. Vergangenen Monat war er zu Besuch im Alten Rathaus in Linz, um in Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚querdenken‘ sein Buch „Kaputtalismus“ vorzustellen. Im Folgenden hören Sie zentrale Passagen seines Vortrags – entlang der Fragestellung „Wird der Kapitalismus sterben, und wenn ja, würde uns das glücklich machen?“
Robert Misik ist Journalist & Sachbuchautor, lebt und arbeitet in Wien. Er schreibt regelmäßig in Der Standard, Falter, profil, der Berliner „tageszeitung“ und bloggt auf www.misik.at
Buch: „Kaputtalismus – Wird der Kapitalismus sterben, und wenn ja, würde uns das glücklich machen?“ Aufbau Verlag, 224 Seiten, 16,95.- Euro) Leseprobe auf der Seite des Verlags → http://www.aufbau-verlag.de/media/Upload/leseproben/9783351036355.pdf
Im Vortrag erwähnte Bücher und Artikel von Ökonomen:
- Brenner, Robert (2006): The Economics of global Turbulences: the advanced capitalist economies from Long Boom to Long Downturn, 1945–2005 (New York, Verso)
- Galbraith, James (2015) The End oof Normal: The Great Crisis an the future of Growth
- Piketty, Thomas (2014): Das Kapital im 21. Jahrhundert
- Wolfgang Streeck: Wie wird der Kapitalismus enden? erschienen im Frühjahr 2015 in den Blättern für deutsche und internationale Politik
- Krugmann, Paul ( 2013): A Permanent Slump? – http://www.nytimes.com/2013/11/18/opinion/krugman-a-permanent-slump.html
- Gordon, Robert: Der Stillstand von Innovation, das Ende von Wachstum – https://www.ted.com/talks/robert_gordon_the_death_of_innovation_the_end_of_growth?language=de
- MIT (2012): Race against the machine – http://ebusiness.mit.edu/research/Briefs/Brynjolfsson_McAfee_Race_Against_the_Machine.pdf
Musik: Antony Raijekov -Deep blue 2005 – https://www.jamendo.com/track/29862/deep-blue-2005