Das Traumarsenal kommentiert Träume ungebunden, unanalytisch und poetisch. Die Sendereihe bat wie ihr Vorbild, Robert Desnos’ Radioproduktionen “La clef des songes” von 1938, Hörerinnen und Hörer, Träume vorzulegen oder zu kommentieren. Ob schon nach drei oder erst nach 12 Sendungen Schluss sein würde, war zu Beginn des radiophonen Experiments offen.
Im ersten Traumarsenal kommentiert Ingo Schneider einen Traum von Leonardo da Vinci.
J’ai tant rêvé de toi
« J’ai tant rêvé de toi, tant marché, parlé, couché avec ton fantôme
qu’il ne me reste plus peut-être, et pourtant,
qu’à être fantôme parmi les fantômes et plus ombre cent fois
que l’ombre qui se promène et se promènera allègrement
sur le cadran solaire de ta vie. »
Robert Desnos dans Corps et biens, 1926
Je pense à toi Desnos
»Ich denke an dich Desnos, als wir von Compiègne losgezogen waren
Wie du eines Abends uns im Schlaf davon erzählt hast
Deine eigene Prophezeiung bis zum Ende zu vollbringen
Dort draußen, wo das Schicksal unseres Jahrhunderts blutet.«
Louis Aragon, 1945
Leonardos Traum
»Es träumte mir vergangene Nacht, aus der Höhe sei plötzlich ein großer, prachtvoll farbiger, wendiger Pfau auf mich zugeflogen. Er schwebte mehrmals an mir vorbei, als wollte er mich zum Mitfliegen verlocken. Dann erhob er sich wieder in die Höhe. Ich wollte dem Pfau unbedingt nachfliegen. Aber ich selbst war nur ein hässlicher, schwerfälliger Vogel, konnte nur mit meinen Flügelstummeln flattern und nicht vom Boden abheben. Traurig gab ich den Versuch auf.«