Kinder in der Psychiatrie. Hörstumme Kinder im Landes-Nervenkrankenhaus Hall i. Tirol.
Dominique Karner (Innsbruck)
Im Zentrum des Interesses stehen PatientInnen im Kindes- und Jugendalter (3-16 Jahre), die zwischen 1945 und 1955 in das Landes-Nervenkrankenhaus Hall i. Tirol eingewiesen wurden. Der Beitrag dieser Arbeit besteht einerseits darin, dass über eine quantitative Analyse Basisdaten der zu behandelten PatientInnen erfasst und für weitere Forschungen zur Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall zur Verfügung gestellt werden. Andererseits wird mit dem zweiten Teil der Masterarbeit der Versuch unternommen, eine Sozialgeschichte der Psychopathie in Tirol nachzuzeichnen. Fragen, die unter zu Hilfenahme der Kranken- und Patientenakten aus dem Historischen Archiv der Psychiatrie Hall behandelt wurden, betreffen u.a. die Einweisungsgründe, die Wege nach und aus Hall, die Aufenthaltsdauer, die Diagnostik sowie die Behandlung der Kinder in der Anstalt. In der Masterarbeit wurden die in Hall untergebrachten PatientInnen, unter Berücksichtigung des sich zu jener Zeit in Gebrauch befindenden Würzburger Diagnoseschlüssels (1933), in verschiedene Gruppen geteilt: Hörstumme Kinder, die nicht nervenkrank und frei von psychischen Abweichungen waren, Epileptiker, „psychopathische Kinder“, PatientInnen mit angeborenen und früherworbenen „Schwachsinnszuständen“, „Nervenkranke“ ohne psychische Störungen sowie Kinder mit progressiver Paralyse oder Schizophrenie (schizophrener Formenkreis). Da sich die Arbeit im zweiten Abschnitt mit der Diagnose „Psychopathie“ auseinandersetzt, steht vor allem die Frage nach dem sozialen Milieu im Vordergrund sowie die Charakteristika, die für die Diagnose „Psychopathie“ sprechen. Im Vortrag selbst wird jedoch die Gruppe der hörstummen Kinder den Fokus bilden, nachdem die Ergebnisse der empirischen Studie über die Kinder im Landes-Nervenkrankenhaus Hall in Tirol (1945-1955) zu Beginn der Präsentation vorgestellt wurden.
Moderation: Lisa Pfahl, Innsbruck