Zum Kontext:
Der Gazastreifen liegt im Küstengebiet zwischen Israel im Norden und Ägypten im Süden, mit der Stadt Gaza als Zentrum, und ist Teil des Staates Palästina. Die Außengrenzen dieses kleinen Gebiets von 360 km2 werden durch Israel bzw. Ägypten kontrolliert, sodass die circa zwei Millionen Einwohner*innen nur sehr eingeschränkt das Gebiet verlassen können.
Zusätzlich wirkt sich auch die innerpolitische Situation in Gaza bzw. Palästina selbst erschwert auf das Leben der Menschen aus: Neben der vielfach von Gewalt geprägten Politik der radikalislamischen Hamas, die im Gazastreifen an der Regierung ist, nimmt auch die Palistinänsische Autonomiebehörde, die Verwaltungsaufgaben übernimmt, Einfluss auf die katastrophale Versorgungslage in Gaza Einfluss, indem sie Rechnungen für den Strom für Gaza und Gehälter für PA-Angehörige nicht regelmäßig zahlt. Ein großer Teil der Bewohner*innen ist auf ausländische Hilfe und mit einer sehr unregelmäßigen Wasser- und Stromversorgung und insgesamt prekären Lebensbedingungen konfrontiert.
Wie sich die schwierige Situation in Gaza auf Frauen auswirkt und welchen Herausforderungen sie gegenüber stehen wird in der heutigen Ausgabe von VON UNTEN IM GESPRÄCH aus mehreren Blickwinkeln betrachtet:
Dina El-Haddad bringt Ausschnitte des Vortrags „Das Leben von Frauen in Gaza, Palästina” von Sanaa Aboudagga (Professorin an der Islamischen Universität Gaza), der im Jänner 2018 im Frauenservice Graz stattfand. Sie berichtet ausserdem von einer Kooperation zwischen der Universität Graz und der Universität Gaza, die den Aufbau eines Gender Studies Studiengangs in Gaza anstrebt. Hört dazu ein Interview mit Libora Oates vom Institut für Geschlechtersoziologie Graz. Auch persönliche Erfahrungen über das Aufwachsen und Leben in Gaza sind zu hören.
Aktuell:
Die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch US-Präsident Donald Trump und die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem genau am 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel hatten vergangene Woche massive Proteste zehntausender Palästinenser*innen ausgelöst. Diese richteten sich gegen den äußerst heiklen und provokanten diplomatischen Schritt, aber auch gegen die jahrelange Blockade des Gaza-Streifens durch Israel und Ägypten und forderte dutzende Menschenleben. Israelische Soldaten hatten am Grenzzaun um den Gazastreifen 60 Demonstrant*innen erschossen – die meisten davon Mitglieder der radikalislamischen Hamas, was tausende Palästinenser*innen abermals zu Protesten entlang der Grenze des Gazastreifens motivierte. Das Vorgehen der israelischen Armee löste international scharfe Kritik aus.