Isolde Schaad lebt in Zürich.
Was haben die biblische Eva samt ihrem biblischen Adam, der Maler Lukas Cranach und die Philosophin Judith Butler gemeinsam? Sie alle gehören zum Personal im Roman Robinson und Julia. Isolde Schaad erlaubt in ihrem neuen Werk diesen und anderen Figuren, die Zeiten und Generationen mühelos zu überwinden: Eva wohnt im heutigen Zürich, hat aber auch Jean-Paul Sartre in Paris getroffen, und lässt sich von Cranach eine malerische Botox-Spritze verpassen. Die Schweizer Autorin erzählt herzerfrischend, sprühend vor Humor – und mit viel Lust!
Das große Thema des Romans ist die Frage, ob es denn möglich sei, zu lieben ohne Wirrungen und Irrungen, ob sich die „Zweierkiste“ denn nun wirklich lohnt. Wo eine Heimsuchung ist, ist auch ein Heim“, so der maliziöse Kommentar Schaads. Weder Mann noch Frau werden da verschont.
Lange schon habe ich mich nicht mehr so königlich amüsiert bei dieser Frage, die ja durchaus mit unlustigen Themen wie Schmerz, Betrug, Enttäuschung und anderen zu tun hat: Isolde Schaad schafft es, eindrücklich zu belegen, dass wir letztendlich – trotz Freud, Feminismus, Diversity undsoweiter – in den wesentlichen menschlichen Fragen nicht viel weitergekommen sind. Dies tut sie unerhört wortgewandt und in einer phantastisch irrlichternden Dramaturgie, dass einem beim Lesen die Ohren zu leuchten beginnen vor lauter Vergnügen.
Verpassen Sie nicht eine der ganz großen bittersüß bösen Schweizer Erzählerinnen!
(magdalena kauz)
Bücher: Robinson und Julia Roman 2010; Vom Einen. Literatur und Geschlecht elf Porträts aus der Gefahrenzone 2004; Keiner wars Roman 2001; Mein Text so blau der Sound der Literatur Essays, Stories und Dramen vom Tatort 1997; Body [und] Sofa: Liebesgeschichten aus der Kaufkraftklasse 1994; KüsschenTschüss Sprachbilder und Geschichten zur öffentlichen Psychohygiene 1989; alle Limmat Verlag.
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2010