Wer Gerhard Rühm einmal gehört hat, wird ihn so schnell nicht vergessen. Egal ob er viele oder wenige Wörter, ob er Buchstaben oder aber auch gar keine Buchstaben spricht; ob es reimt oder nicht – was Gerhard Rühm auf die Bühne bringt, ist immer Musik!
Die Musik ist es auch, womit er begonnen hat: Nach einem Studium in Klavier und Komposition an der Wiener Musikakademie begann er mit experimenteller Komposition („geräuschsymphonie“ 1951), um dann die Kraft der Sprache für seine Kunst zu entdecken. Als wichtiges Mitglied der Wiener Gruppe um Artmann, Achleitner, Bayer und Wiener beschäftigte ihn seit dann die konkrete Poesie in Wort, Bild und Klang: „die gleichrangige behandlung von begriff und sinnlicher gestalt erscheint mir als grundprinzip von dichtung überhaupt.“
Rühm stellt für mich auch den lebenden Beweis dar, wie Dichtung sinnlich erfahrbar und verstehbar gemacht werden kann, ohne dass die Wörter nur als Transportmittel von Inhalt verstanden werden. Mit den rund 80 Publikationen, die Rühms mittlerweilen mehr als ein halbes Jahrhundert altes Werk krönen, ist Rühm dieses Jahr Überraschungsgast bei Sprachsalz: Und selbstverständlich ist auch seine Wegbegleiterin Monika Lichtenfeld dabei, die ihn nicht nur als Musikwissenschaftlerin und Herausgeberin zahlreicher Werke begleitet, sondern auch als kongeniale Bühnenpartnerin, die keineswegs nur „zweite Geige“, sondern Taktgeberin und Herzstück zugleich ist. (magdalena kauz)
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2010.