Man könnte meinen das Raum-Zeit-Kontinuum sei durcheinander geraten. Wenn man mit den Rad durch Südböhmen fährt kann es passieren, dass man plötzlich in London steht. Ein paar Kurven weiter liegt Paris und etwas weiter kommt man nach New York. Allesamt nur kleine Dörfer. Gegründet wurden sie im 19. Jh. von ehemaligen Auswanderern die aus der weiten Welt wieder nach Böhmen zurück kamen. In der tschechischen Schreibweise heißen sie auch Londýn, Paříž und Novy York. Und sie haben schon einiges durchlebt. 1920 kamen die ehemals österreichischen Gemeinden zur Tschechoslowakei, wurden 1938 von Deutschland annektiert und 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung vertrieben. In Zuge der Errichtung der Sperranlagen an den Grenzen wurden einige Grenzdörfer dem Erdboden gleich gemacht. Erst nach der Samtenen Revolution von 1989 blühte das Leben in diesen Dörfern wieder auf. Und immerhin: heute findet sich hier das einzige London innerhalb der Europäischen Union.
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