Seit elf Jahren versammeln sich – zumeist am 26. Oktober – rund hundert Personen im Donaupark, um vor einer unscheinbaren Tafel an jenem Ort, wo sich die Hinrichtungsstätte des Militärschießplatzes Kagran befunden hat, den Opfern der NS-Militärjustiz zu gedenken.
Insbesondere dank der Aktivitäten des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ hat sich in den letzten Jahren – gut ein halbes Jahrhundert zu spät – einiges getan. 2009 wurden Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz 64 Jahre nach der Niederlage des Nationalsozialismus endlich politisch und juristisch rehabilitiert. Und vor wenigen Tagen fiel endlich die Entscheidung für ein angemessenes Deserteursdenkmal am Ballhausplatz. Es besteht die Chance, dass zumindest einzelne jener, die Hitler den Dienst im nationalsozialistischen Vernichtungskrieg verweigert haben, die Eröffnung der neuen Gedenkstätte noch erleben, wie Richard Wadani, der am 11. Oktober seinen 90. Geburtstag gefeiert hat.
Buchtipp:
2009 gab es in Wien die Ausstellung „Was damals Recht war? – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ zu sehen. Das Begleitbuch zu dieser Ausstellung ist immer noch lesenswert. Es dokumentiert die Lebenswege von 14 Menschen, die die Wehrmachtsjustiz zu schweren Strafen oder zum Tode verurteilte und erklärt den Unrechtscharakter und die Willkür der deutschen Militärgerichte.
GELDMACHER, Thomas / KOCH, Magnus / METZLER, Hannes / PIRKER, Peter / RETTL, Lisa (Hg.): »Da machen wir nicht mehr mit …« Österreichische Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht. Immer noch erhältlich im Mandelbaum-Verlag.