Gwandtnergang und Kopfbrett
Die traditionelle Architektur des Salzkammerguts ist durch den sorgsamen Umgang mit dem Werkstoff Holz geprägt. Der hohe Holzbedarf der Salzwirtschaft ließ für private Zwecke nur die unbedingt notwendigen Restmengen übrig. Die sichtbaren Folgen dieser Ausgangslage sind Bauformen, die das Holz konstruktiv schützen und so eine lange Lebensdauer sicherstellen. Eine weitere Folge ist die weitgehende Reduktion des Verschnittes, sodass die Holzteile möglichst so groß wie sie gewachsen sind eingebaut wurden. Ein Muster fällt aber aus dieser Reihe: der Brettschnitt. Brettschnitte gehen verschwenderisch mit dem Rohstoff Holz um und bieten durch die künstlerisch vergrößerte Oberfläche den holzzerstörenden Organismen ein breiteres Angriffsfeld. Unter diesem Blickwinkel erscheint die Bedeutung floral-ornamentaler Zierelemente für die Generationen vor uns noch größer.
Formal wird bei Geländern das Architekturelement der Balustrade mit deren raumgreifenden Balustern in eine räumlich vereinfachte, flächenhafte Dimension übertragen. Diese geschweiften Brettschnitte, in der Literatur häufig fälschlich als „Laubsägearbeiten“ bezeichnet, wurden ursprünglich mit der Spannsäge, später mit der Band- oder der Stichsäge, in jedem Fall aber mit einem schmalen Schweifblatt, aus Brettern herausgesägt. Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass bei älteren Brettschnittbalustraden die einzelnen Bretter unterschiedlich breit sind, und so das Schnittmuster bei jedem Brett in der Breite unterschiedlich gedehnt oder gestaucht ist. Die Erklärung für diese interessante und lebendige Gestaltungsform liegt in der einfachen Tatsache, dass mit dem wertvollen Rohstoff Holz so sparsam wie möglich umgegangen worden ist, und jedes Brett in seiner individuellen Breite, mit möglichst wenig Verschnitt, verarbeitet worden ist.
Weiterführende Informationen und Bildmaterial finden Sie auf meiner Website auf der Unterseite Brettschnitte.