1938/1939 wird in Rekordzeit ein riesiges Gebäude mitten in Innsbruck aus dem Boden gestampft. Das für Parteidienststellen errichtete Gauhaus für Tirol-Vorarlberg ist Schaltzentrale der NS-Macht, hier wird Terror angeordnet und bürokratisch abgewickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg Sitz der Besatzungsmächte, zieht 1955 die Tiroler Landesregierung in das „Neue Landhaus“ ein. Die NS-Hintergründe des Gebäudes werden jahrzehntelang verleugnet und verdrängt. Dass es der größte noch bestehende NS-Bau in Tirol ist, ist im öffentlichen Bewusstsein erst seit Kurzem angekommen.
Nach zivilgesellschaftlichem Druck gab die Tiroler Landesregierung 2019 den Auftrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte dieses Gebäudes. Die Ergebnisse sind nun erstmals am Täterort im „Landhaus 1“ zu sehen. Die Ausstellung, kuratiert von Architekturhistorikerin Hilde Strobl (Bau.Kunst.Geschichte, Uni Innsbruck) und Zeithistoriker Christian Mathies (ERINNERN:AT), zeigt in ehemaligen Räumen der Gauleitung die Planungs-, Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes, gibt Einblicke in den Arbeitsalltag in der NS-Diktatur und holt das Thema für Besucher:innen in die Gegenwart: Was hat das alles mit mir zu tun?