Heute im Studio ist (wiedereinmal) Michael Petrowitsch zu Gast, der mit dem Moderator angesichts der im gelben Plakat angekündigten Veranstaltung folgende Fragestellungen diskutiert.
Der Impact des Kulturhauptstadtjahres 2003 und des, coronabedingt, verknappten Kulturjahres 2020 wurden und werden in punkto Nachhaltigkeit nach wie vor vielerorts und breitbandigst diskutiert.
Unsere Aufgabe wird es sein einen vollkommen subjektiven Ist-Zustand mit steirischen Künstlern zu erarbeiten, die über Wertschöpfungsdiskussionen, Nachhaltigkeitsdebatten und allzu visionäre Zukunftspläne hinausgehen, da sie eben subjektiv gestaltet sind. Wir erachten selbiges- im Hinblick auf die gerade entstehende Kulturstrategie 2030- für sinnvoll und wichtig.
Unsere Fragestellungen, die wir mit den Werkzeugen künstlerischer Prozesse beantworten wollen, sind folgende:
- Welche strategischen Maßnahmen in punkto Stadtteilbelebung wurden unter zu Hilfenahme von kulturstrategischen Überlegungen in den letzten 20 Jahren ergriffen und welche Auswirkungen hatte dies auf die Stadt Graz?
- Gab es in den letzten Jahren Veränderungen der stadtpolitischen Zentren?
- Wie nimmt sich Graz im Zusammenspiel mit seinen Umgebungsgemeinden wahr?
- Sind die Grazer Randbezirke bespielbar, kulturell gentrifizierbar?
- Will die Grazer Bevölkerung das überhaupt?
- Gibt es Strategien und Vorstellungen, die nach dem Kulturjahr 2020 erhalten geblieben sind? Hat sich das Kulturjahr 2020 spürbar auf die Identität und die Arbeit der Kunst und Kulturschaffenden ausgewirkt?
- Gibt es einschneidende Auswirkungen auf die Produktionsprozesse oder geht alles seinen gemütlichen Gang weiter. Eine Vor-/Rückschau.
- Wie verhält sich der Kulturbereich im Allgemeinen, der Künstler im Besonderen in dieser Situation?
- Wie (re-)agieren Einzelkünstler auf Fragestellungen wie diese?
- Weiters wichtig sind uns allgemeine kulturpolitische Themenstellungen:
- Sind staatliche Kontrollmechanismen (Förderstrukturen, Institutionen) für den gedeihlichen Prozess eines geordneten Entwicklungsweges von „Kultur“ hilfreich?
- Bedarf es eines völligen Loslassens von den bisherigen Strukturen?
- Überlässt man Kulturentwicklung dem freien Spiel im bürgerlichen Kulturbegriff?
Weiters ist uns natürlich Stadt- respektive Landentwicklung ein großes Anliegen:
Hier wollen wir weniger als Initiatoren aktiv werden, denn diese gibt es schon zur Genüge.
Vielmehr scheint ein Analysieren und „Darauf-aufmerksam-machen“ vonnöten. Utopie und Uchronie erzeugen! Wir kommen weiter unten noch einmal darauf zurück.
Wie oben angesprochen und bezugnehmend auf Donna Haraway bedeutet es für uns auch, dass wir „Unruhe stiften“ wollen.
„Verunsichern“ naturgemäß, um positive Effekte für die Zukunft zu erzielen.
Wir wollen gewohnte Pfade verlassen und Normen und Normierungen in Frage stellen.
All jenem einen Raum geben, das in unserer effizienzorientierten Gesellschaft keinen Raum mehr hat.
Wir wollen überkommene Qualitäten wie „Poesie“ im Alltag und auch in der Stadtentwicklung als nicht-kommerzielles, humanistisches Gut einfordern und anregen und Kontrafaktisches anstoßen.
Aus diesem Grund wollen wir Utopie auch als „Uchronie“ denken – dass das etwas ist, was „einfach aus unserer Zeit herausfällt“ (D. Haraway) und dem wir uns im Ergebnis verpflichtet fühlen.
Wo man aus ganz bestimmten Gründen eben nicht zeitgemäß ist und sich dem Zeitgeist ein wenig verweigert, weil man nicht immer diese Geschmeidigkeit und diese Schnelligkeit verfolgt.
Unserer Generalfrage: Wie sich diese Uchronie auf gegenwärtiges Leben umlegen lässt, darüber lassen wir Kulturschaffende nachdenken.