Vor 68 Jahren wurde in Graz Liebenau, im Lager V ein Massenmord an ungarischen Jüdinnen und Juden begangen. Sie waren auf dem Todesmarsch vom Südost-Wall über Graz ins KZ Mauthausen. Im Todesmarsch, so die Order, sollten so viele Juden wie möglich getötet werden.
Am 29. April 2013 fand erstmals ein öffentliches Gedenken an diese Opfer des Holocausts in Graz statt. Veranstaltungsorte waren die NMS Renner, das sozialmedizinische Zentrum Liebenau und der Puchsteg an der Mur.
„Das Lager ist der Ort, an dem die größten Unmenschlichkeiten begangen wurden, die es auf Erden je gegeben hat!“, das schreibt der Philosoph Giorgio Agamben. Wer ins Lager kommt verliert seine Rechte, sein Leben und seine Geschichte. „Endlösung“ nennen das die Nazis. Die Lager sind monströse Vernichtungsmaschinen.
Das Schweigen der Täter ist weiterhin zu befragen.
Hier in der Siedlung am Grünanger, dem ehemaligen Lager V in Graz haben sich einige Initiativen zusammen getan und gehen gemeinsam gegen das Vergessen vor. Da sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels selbst, die ein Interesse haben zu erfahren, auf welchem Boden sie leben. Und dann sind da die Lehrer und Schüler der Neuen Mittelschule Karl Renner, die Mitarbeiter des Sozialmedizinischen Zentrums Liebenau, die Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus und jene Historiker und Interessierten, die Vergangenheit aus den Kellern des Vergessens holen. „Grabe wo du stehst“ ist das Motto jeder Geschichtswerkstatt. Hier ist die Politik gefordert, diese Initiativen zu fördern, damit Geschichte gesellschaftlich wirkt, über die Orte der Erinnerung hinaus.
Vortragende:
Dr. Rainer Possert (Ärztlicher Leiter SMZ Liebenau)
Priv.Doz. Dr. Eleonore Lappin-Eppel (Akademie der Wissenschaften)
Dr. Heinz Anderwald (Israelitische Kultusgemeinde Graz)
Mag. Joachim Hainzl (Mauthausen Kommittee, Verein Xenos)
Beteiligte SchülerInnen:
Friedenslieder des Kinderchores Volksschule Schönau
Gedichtvortrag von SchülerInnen NMS Dr. Renner
Literatur:
Barbara Stelzl-Marx, Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit. Zwangsarbeiter – Todesmärsche – Nachkriegsjustiz. Graz 2012.
Giorgio Agamben, Homo Sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben. Frankfurt Main 2002.
Werner Anzenberger/Christian Ehetreiber/Heimo Halbrainer (Hg.) Die Eisenstraße 1938–1945: NS-Terror – Widerstand – Neues Erinnern. Graz 2013.