Ist ein 1.-Mai-Aufmarsch zur Zeit der großen Arbeiterbewegungen des Fordismus vergleichbar mit jenen bunten Paraden, die unter dem Label „EuroMayDay“ als Protest gegen prekäre Arbeitsbedingungen alljährlich durch europäische Städte des 21. Jh. ziehen? Handelt es sich bei diesen kreativen Performances um ernsthaften politischen Protest? Geht es wirklich um eine Infragestellung der kapitalistischen Systems? Oder bangt hier eine intellektuelle Oberschicht um ihre Privilegien und setzt sich dabei in Szene?
Für ihre Dissertation „Performing Protest. Media Practices in the Trans-Urban Euromayday Movement of the Precarious“ (2011) studierte die Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin Marion Hamm EuroMayDay-Bewegungen in Mailand, London und Hamburg. Dabei erforschte sie vor allem deren performativen, widerständig-spielerischen und Umgang mit Medien. Heute arbeitet sie an einem Forschungsprojekt über Protestbewegungen in Südosteuropa (bei dem noch nach Beteiligten gesucht wird). In ihrer Arbeit stellt sie einen Link her zwischen dem ArbeiterInnenkämpfen des 19./20. und jenen des 21. Jahrhunderts, welche sich an eine spätkapitalistische Welt angepasst haben, und ihre Protestmittel und -medien and die Möglichkeiten der Zeit anglichen: Vielfältiger Protest in einer vielfältigen Gesellschaft.