Teil der Vorlesungsreihe „Die Dynamik der gegenwärtigen Rechten“
Referent: Prof. Dr. Stefan Gandler (Universidad Autónoma de Querétaro)
Franz Neumanns Behemoth ist eines der einflussreichsten Bücher über den Nationalsozialismus, und zugleich eines der am wenigsten zitierten. Seine konstante implizite Präsenz im Nachdenken über die NS-Verbrechen, auch durch die Betreuung der Doktorarbeit von Raul Hilberg, der dadurch zu weltweiter Bekanntheit kam, dass er sich als einziger Historiker im Epochenwerk Claude Lanzmanns SHOAH erscheint, steht im Gegensatz zum Umstand, dass er heute zu den am wenigsten zitierten Autoren kritischer Theorie gehört.
Es ist darum zu tun, seine Kritik am Staatskapitalismus-Begriff Pollocks ebenso zu beleuchten, wie sein Zurückweisen der Totalitarismus-These. Für Neumann hat der Nationalsozialismus weder eine totalisierende Theorie bzw. Ideologie, noch eine solche politische Praxis. Beides steigert, im Gegensatz zu Hannah Arendts Annahme, seine Gefährlichkeit.
STEFAN GANDLER ist Professor für Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie an der Facultad de Ciencias Politicas y Sociales der Universidad Autónoma de Querétaro. Seine Hauptforschungsgebiete sind: Kritische Theorie der Frankfurter Schule, kritischer (westlicher) Marxismus, Gesellschaftstheorie und Sozialphilosophie in Lateinamerika, Ideologiekritik und Walter Benjamin.