Anker der Gegenwart – Erinnerungskultur mit Horst Ragusch
Über das Klagenfurter Landhaus, Gedenktafeln und Wappensaal
Hat sich Kärnten 1945 selbst befreit? So suggeriert es jedenfalls eine Gedenktafel vor dem Wappensaal in Klagenfurt.
Wir begleiten den Historiker und Fremdenführer Horst Ragusch auf einem Rundgang durch das Landhaus in Klagenfurt. Im Arkadengang des Landhauses gibt es vor dem Wappensaal zirka 10 Gedenktafeln, die in ihrer Aussage aus heutiger Sicht seltsam anmuten. Horst Ragusch legt pointiert dar, was in der Kärntner Geschichte elegant verschwiegen wird und erklärt, dass Erinnerung nicht simpel ist, sondern auf einem tiefer schürfenden demokratischen Prozess beruht. Klagenfurts verdrängte Jahre von 1938–1945 beruht auf einer kollektiven Verdrängung und beharrlicher Diskursverweigung. Wie geht man mit problematischen Gedenktafeln um? Sollen Zusatztafeln installiert werden? Jedoch, die zweifelhafte Ehrung bleibt.
Anschließend besuchen wir den Wappensaal mit den eindrucksvollen Fresken von Ferdinand Fromiller. Erwähnenswert ist die besondere Akustik im großen Wappensaal: In diesem Raum geht keine Stimme verloren, jede Stimme wird gehört und hallt nach – ein urdemokratisches akustisches Symbol. Auch in der Interpretation der Wandgemälde aus dem 16. und 17. Jahrhundert nimmt Ragusch eine ganz eigene, sehr spannende Perspektive auf Historie und dargestellte Ereignisse ein. Er beantwortet unter anderem die interessante Frage, warum unter all den versammelten Kärntner Trachten genau die Gailtaler Tracht nicht repräsentiert ist.
Gestaltung der Sendung: Dagmar Travner