Objektivität im Journalismus wird in Österreich hoch gehalten. Das scheinbar neutrale „man” wird nicht nur in den Geisteswissenschaften als Feigenblatt für eigene Meinungen benutzt, auch im Journalismus versuchen Medienmacher*innen so ihre Standpunkte zu verschleiern. Feministische Wissenschaftskritik hat bereits in den 1970er Jahren darauf hingewiesen, dass jede*r Forscher*in verortet ist und es kein objektives Wissen gibt. Auch Journalist*innen können nur von ihrem Standpunkt aus schreiben. Hinzu kommt, dass Medien meistens politisch eindeutig ausgerichtet sind In Österreich mehrheitlich konservativ und rechts.
So schreibt der Freie Journalist Michael Bonvalot: „Kurier und Profil etwa gehören teils der ÖVP-nahen Raiffeisenbank. Zahlreiche Medien wie „Presse“, „Kleine Zeitung“ oder „Wienerin“ gehören der „Styria“, also der katholischen Kirche. Auch im ORF werden Führungspositionen politisch besetzt, je nach Zusammensetzung der Bundesregierung. Unter Schwarz-Blau etwa sind zahlreiche FPÖ-Verbindungsleute im ORF in zentrale Positionen aufgestiegen. Die ÖVP hat gleichzeitig ihre Positionen nochmals ausgebaut. Ein Schelm, wer glaubt, dass sich das nicht auf die Programmgestaltung auswirkt.”
Warum es keinen objektiven Journalismus geben kann, darüber haben wir mit Michael Bonvalot gesprochen.
Mehr von Michael Bonvalot gibt es auf bonvalot.net.
Das Gespräch wurde erstmals am 17.6.2021 im Rahmen von #Stimmlagen ausgestrahlt.