Heute ist das Gebiet rund um den Böhmerwald (im Tschechischen spricht man von «Šumava» — der «Rauschenden») kein umkämpftes Grenzgebiet mehr: seit der Eingliederung der Tschechischen Republik in den Schengenraum können Waren und EU-BürgerInnen die Grenzen beliebig queren. Dennoch ist seine langjährige Disposition als Grenzraum in diesem Land im Herzen Zentraleuropas immer noch spürbar. Wechselseitigen Vertreibungen und Ansiedlungskationen, Nationalsozialismus, Kommunismus und Neoliberalismus haben jeweils ihre Spuren hinterlassen: in Landschaft und Architektur, Biographien und Erinnerungen.
2012 war der Böhmerwald Ziel einer Exkursion des Instituts für Volkskunde und Kulturanthropologie. Die Studierenden verarbeiteten ihre Erfahrungen in Form von Essays, welche nun in einem «Reader» erscheinen. In der Sendung berichten Mitglieder des studentischen Redaktionsteams von ihren Eindrücken aus diesem ambivalenten Nicht-mehr-Grenzgebiet und teilen ihre wissenschaftlichen Erkenntisse mit der HörerInnenschaft. Ihre Themen waren unter anderem: «Verortungen», «Geschichtsbilder» und «Ungleichzeitigkeiten».