Er gilt als einer der maßgeblichsten Denker Deutschlands und hält auch noch im ansehnlichen Alter von 84 Jahren Vorträge, sowie mahnt davor, die Demokratie als unersetzbare Staatsform zu vernachlässigen oder gar zu zerstören: Oskar Negt, in den 1930er-Jahren auf einem Kleinbauernhof in Ostpreußen aufgewachsen, wurde später zum Repräsentanten der Frankfurter Schule, zum weltweit anerkannten Philosophen und Soziologieprofessor. Doch Negts Kindheit war von schwierigen Erlebnissen bestimmt, er mußte als Bub vor dem nationalsozialistischen Regime mit zwei seiner Schwestern fliehen und lange Zeit in Internierungslagern leben. Dies hat in ihm aber, wie er heute gesagt, die Leidenschaft für ein friedliches, vereintes Europa noch weiter entfacht.
In dieser Ausgabe von ‚Von Unten im Gespräch‘ lernen wir Oskar Negt, den Sozialphilosophen mit dem großen Herzen für Arbeiterinnen und Arbeiter und gewerkschaftliche Bewegungen, näher kennen. Irene Meinitzer durfte ihn, sowie seine Ehefrau, die Psychologin Christine Morgenroth-Negt zusätzlich zu zwei Vorträgen, die sie im Bildungshaus Schloss Retzhof hielten, persönlich interviewen.