Am 5. Mai 2022 veranstaltete die Gedenkinitiative Graz-Liebenau ihre alljährliche Gedenkveranstaltung. Im Jugendzentrum am Grünanger. Dieses steht auf dem Areal des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlager vom Grazer Puch-Werk.
Die Gedenkinitiative Graz-Liebenau möchte die Verbrechen der Nationalsozialisten und des Volkssturms, welche auf diesem Areal begangen wurden, nicht in Vergessenheit geraten lassen. Seit mittlerweile zehn Jahren bemüht man sich um die Aufarbeitung und Erinnerung.
1945 wurde Graz zur Organisationszentrale des sogenannten Todesmarsches Ungarischer Jüdinnen und Juden. Vom Ostwall im heutigen Ungarn wurden zwischen 7000 und 9000 Jüdinnen und Juden nach Mauthausen getrieben. Das Lager in Liebenau wurde zu einer Zwischenstation für diesen Todesmarsch. Für viele aber wurde das Lager zur Endstation. Sie wurden in den letzten Kriegswochen, als der Krieg schon verloren war ermordet. Von der Gestapo, der SS und dem Werksschutz des Puch-Werkes. Anschließend wurden ihre Leichen in Bombentrichtern verscharrt.
1947 wurden auf dem Lagerareal 53 Ermordete exhumiert. Erst 40 Jahre später wurden auf dem Lagerareal weitere Opfer gefunden. Beim Neubau des städtischen Kindergartens. Die gefundenen Gebeine sind verschwunden, der geplante Keller des Kindergartens wurde einfach nicht gebaut. Im Jahr 2022 wurde endgültig wissenschaftlich bestätigt, dass unter diesem, 1992 gebauten Kindergarten noch mehr Gebeine von Opfern liegen. Außerdem gibt es auf dem ehemaligen Lagerareal noch mindestens sechs weitere Grabstellen.
Die Gedenkinitiative Liebenau bemüht sich seit zehn Jahren um die Suche nach weiteren Opfern. Die Stadt Graz versuchte seit Kriegsende alles um den Ort in Vergessenheit geraten zu lassen. Historische Gebäude wurden abgerissen, bauliche Strukturen zerstört und zubetoniert. Das offizielle Graz bekannte sich in den letzten Jahren auch immer zu dieser Vorgehensweise.
Mittlerweile gibt es wenigstens eine Gedenktafel.
Radio Helsinki begleitet die Gedenkinitiative seit Jahren. Auch heuer waren wir bei der Gedenkveranstaltung im Jugendzentrum welches direkt auf dem Lagerareal steht.
Rainer Possert, von der Gedenkinitiative spricht von den Geschehnissen damals und von den neuesten Entwicklungen rund um das ehemalige Lager. Anschließend werden Berichte von Zeitzeug*innen gelesen.
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