Im 23. Teil von “Auf dem Weg ins Hier und Jetzt” spricht Dr. Wolfgang Quatember über die fehlende gesellschaftliche Aufarbeitung der Rolle Österreichs im Nationalsozialismus bis Mitte der 1980er Jahre. Gerade die sogenannte Waldheim-Affäre kann als Sinnbild für ein Festhalten an der Opfer-Rolle Österreichs gelesen werden.
Wenn der Debatte etwas positives abgewonnen werden kann, meint Wolfgang Quatember, dann “dass das Jahr 1986 einen Paradigmenwechsel in der Selbsteinschätzung Österreichs in Bezug auf seine Rolle im Nationalsozialimus auslöste.”
Der Wahlkampf zum österreichischen Bundespräsidenten schien zuerst ruhig zu verlaufen. Im Jahr 1985 tauchten allerdings erste blinde Flecken in der Biografie Waldheims auf. Waldheim selbst hatte seinen Lebenslauf in Bezug auf die Kriegszeit geschönt und wesentliche Stationen unerwähnt gelassen.
Im Jahr 1986 wurde Waldheim schließlich dennoch gewählt. Jedoch wurde er in Folge auf die Watch List gesetzt, die Einreise in die USA wurde ihm verwährt, sein Ruf war international beschädigt. Als Bundespräsident blieb er bis zum Ende seiner Amtszeit isoliert.