Dr. Bernhard Hachleitner ist Historiker, Kurator, Journalist und Buchautor. Seit den 1990er Jahren erforscht er Populärkulturen und ihre urbanen Räume wie etwa das Wiener Praterstadion (Ausstellung “Wo die Wuchtel fliegt”) oder die Wiener Stadthalle (Traumfabrik auf dem Eis). Hachleitner forschte und publizierte zudem rund um die Geschichte jüdischer Sportfunktionäre im Wien der Zwischenkriegszeit. Aktuell arbeitet er am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft.
Im 27. Teil unserer Reihe erinnert Bernhard an die Wenderegierung im Jahr 2000 als Österreich abermals – wie bereits unter Bundespräsident Waldheim – international isoliert war. Aufgrund der Regierungsbeteiligung der FPÖ zog etwa Israel seinen Botschafter ab, die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verhängten Sanktionen und reduzierten ihre diplomatischen Kontakte zu Österreich auf ein Minium.
Erstaunlich war auch das Zustandekommen der Regierung – wurde doch mit Wolfgang Schüssel, dessen Partei lediglich als drittstärkste Kraft aus den Wahlen hervorging, ein Politiker Kanzler, der wenig zuvor noch vom Gang in die Opposition gesprochen hatte. Die Empörung in der Bevölkerung war durch diesen Winkelzug entsprechend groß und so musste die Regierung unterirdisch, durch einen Tunnel, zur Angelobung am Ballhausplatz. Proteste mit bis zu 250.000 Menschen waren die Folge. Korruptionsskandale ebenso. Zwei Regierungsmitglieder – Innenminister Strasser und FPÖ Klubobmann Westenthaler – mussten später sogar Haftstrafen absitzen. Prozesse gegen den ehemaligen Finanzminister Karl Heinz Grasser laufen bis heute.